Brunnen und Wasserspiele in kleineren und mittleren Städten Sachsens und Sachsen-Anhalts:

Brunnen und Wasserspiele in Merseburg

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Dom zu Merseburg, Westansicht
Auch wenn Merseburg vielleicht nicht auf "das Volk des Romulus zurückgeht", wie es Bischof Thietmar glauben machen möchte, so ist es doch eine alte Stadt mit bewegter Geschichte: Erstmals taucht der Name im  Hersfelder Zehntverzeichnis (880/899) auf, später ließ König Heinrich I. hier eine Pfalz bauen und Kaiser Otto I. gründete nach seinem Gelübde 968 das Bistum Merseburg. Dom und Schlossensemble sind Sehenswürdigkeiten von europäischem Rang. Herausragende Kunstschätze, wie z. B. die Grabplatte des Rudolf von Schwaben - die älteste Bronzegrabplatte Mitteleuropas - oder die berühmten Merseburger Zaubersprüche - kann man hier bewundern. Daneben gibt es aber auch noch vieles anderes, und beim Bummel durch die Stadt kann man  interessante Brunnen und Wasserspiele entdecken.

Brunnen auf dem Domplatz zu Merseburg

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Brunnen auf dem ...
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... Domplatz Merseburg
Der Brunnen auf dem Domplatz unter den beiden mächtigen Platanen ist Merseburgs ältester Brunnen. Er wurde 1515 errichtet und diente als Schöpfbrunnen viele Jahre der Wasserversorgung. Die schmiedeeiserne Krone erhielt der Brunnen 1933.

Der Neptunbrunnen im Schlosshof Merseburg

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Neptunbrunnen
Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen hatte vier Söhne: Der älteste bekam die Kurwürde vererbt, für die anderen drei wurden die Herzogtümer Sachsen-Weißenfels, Sachsen-Zeitz und Sachsen-Merseburg eingerichtet. Merseburg bekam der Jüngste, der als Herzog Christian I. (reg. 1656-1691) gleich damit begann, seine Residenz durch die Errichtung des Neptunbrunnens zu verschönern. Walter Saal schreibt: "Der Aufriss zum Brunnen stammt sehr wahrscheinlich noch von Melchior Brenner. Der Brunnen hat einen dreieckigen geschwungenen Grundriss. Auf den Ecken des Fußgesimses stehen Säulen, und nach innen zu, schlanke Pfeiler, die gemeinsam das Kranzgesims tragen. Die Felder des Fußgesimses zeigen facettierte Rechtecke und Rosetten. Rosetten verzieren auch die Postamente der Säulen, deren sonst glatte Schäfte Lederpressung zeigen. Zwischen den Säulen spannen sich flache Bögen, die mit den Säulen das Gebälk tragen, das ebenfalls mit Facetten und Rosetten geschmückt ist. Über die Säulenpfeiler hinaus springen drei Seepferdchen. In der Mitte der Brunnenbekrönung erhebt sich die Figur des Meeresgottes Neptun; er stützt sich auf einen Delphin." (1)


Neptunbrunnen im Schlosshof
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(1) Walter Saal, Das Merseburger Schloß, VEB E. A. Seemann, Buch- und Kunstverlag, Leipzig 1986, (Reihe Baudenkmale, Nr. 61)
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Brunnen und Denkmal für Bischof Thietmar von Merseburg

Im stimmungsvollen Hof des Domkreuzganges kann man es leise plätschern hören: Zwischen den Steinen der Brunnensäule qillt sacht Wasser hervor und Bischof Thietmar, sinnend auf sein Pult gestützt, scheint über eben Geschriebenes nachzudenken. Thietmar von Merseburg verfasste in den Jahren 1012 bis 1018 eine Chronik, die heute als eine der wichtigsten Geschichtsquellen der ottonischen Zeit gilt. Knapp 1000 Jahre später (2006) wurde der Brunnen eingeweiht.
Aus Thietmars Chronik:

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Erstes Buch.
1. Alle diejenigen, welche sich irgendwie in nützlicher Wirksamkeit hervorthun, streben danach, nicht nur in der Gegenwart, sondern auch für die Zukunft sich zu nützen, und die ihnen zur Ausführung anvertrauten Werke, soweit es möglich ist oder Geschick und Selbstvertrauen reichen, weiter zu verbreiten und einem unauslöschlichen Gedächtnisse zu überweisen. Darum brenne ich, Thietmar, ein unwürdiger Träger der bischöflichen Würde, deren Namen ich nicht einmal verdiene, die Geschichte Merseburgs, welche, einst weit und breit bekannt, jetzt im wüsten Schutte der Vergessenheit liegt, wieder zu enthüllen. Aber ich fürchte in meiner Unkenntniß 'Rauch nur zu geben, aus Glanz' und wie 'der unterste Künstler', 'unglücklich im Wesen des Werks, das Ganze' zu verfehlen. Doch mit gutem Willen gehe ich ans Werk und angeweht, wie der heilige Gregorius sagt, von der Gnade Jesu Christi, dessen unerforschlicher Barmherzigkeit ich nicht nur diese Schrift über Merseburgs Geschichte, sondern die ganze Stadt selbst in inständigstem Gebete empfehle.
2. Vernimm, aufmerksamer Leser, daß die erste Gründung und Erbauung Merseburgs sammt der Urbarmachung des Landes von des Romulus Volke sich herschreibt, welches dem allgewaltigen, mit vorzüglichen Eigenschaften des Körpers und der Seele ausgestattetem Schwiegersohne des Pompejus, dem Julius Cäsar, einst hierher folgte. Und weil die junge Stadt damals gar kriegerisch war und manchen Sieg errang, so wurde sie nach altrömischer Sitte nach Mars, dem Kriegsgotte, benannt. Die Nachkommen aber hießen sie Mese, d. h. entweder die mitten im Lande liegende, oder sie wurde so nach einer Jungfrau benannt. Fragt man aber nach den Herrschern derselben bis auf Christi Geburt oder später, verlangt man eine Schilderung ihrer mannhaften Thaten, so gestehe ich, daß ich darüber weder selbst von den hochbetagesten Leuten etwas gewisses aufspüren kann, noch schriftlich irgend etwas aufgezeichnet finde. Um daher unwahre Erdichtung zu meiden, lasse ich diese Zeit lieber ganz unberührt.
Beginnen wir demnach mit König Heinrich (I.), der die damals verschiedenen Herren gehörigen Theile der Stadt Merseburg vereinigte und weit größere Besitzungen, als diese, voll Tapferkeit und thätiger Umsicht hinzu erwarb...
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So beginnt Thietmar das erste Buch seiner berühmten Chronik, eines der wichtigsten Geschichtszeugnisse des frühen Mittelalters.
Aus: Die Chronik des Thietmar von Merseburg, übersetzt von M. Laurent, aus der Reihe Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit, Lieferung 4, Verlag Franz Duncker, Leipzig 1879



Brunnen im Kreuzgang des Domes
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Der Löwenbrunnen

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Das Tor der Verbindungsmauer zwischen dem Vorschloss und dem Westflügel des Merseburger Schlosses enthält im Scheitel einen Löwenkopf als Schlussstein, zwei Löwenfiguren halten Rollbänder links und rechts in den Portalzwickeln und drei weitere Löwenköpfe befinden sich an der Dachtraufe des Verbindungsganges. Klar, als Brunnen innen an der Verbindungsmauer passt da jetzt nur noch ein "Löwenbrunnen"...
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Brunnen vor dem Ständehaus

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In unmittelbarer Nähe zum Schlosskomplex befindet sich das prachtvolle Ständehaus, das 1892-95 für den "Provinzialständetag", das Parlament der preußischen Provinz Sachsen erbaut wurde. Von 2000 bis 2003 wurde das Gebäude umfassend saniert und mit Mitteln der Bundesrepublik, des Landes Sachsen-Anhalt und der Stadt Merseburg gefördert. Das Projekt wurde von der Europäischen Union kofinanziert (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung). - So ist es auf einer Tafel am Gebäude zu lesen und wie man sieht, ist das Projekt gelungen. *)

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*) Nur die Höhe der Fontäne ist im Vergleich zum Durchmesser des Beckens etwas mickrig...

Brunnen vor dem Schlossgartensalon

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Als die Herzöge von Sachsen-Merseburg im Schloss residierten, wurde 1727 bis 1737 vom Baumeister Johann Michael Hoppenhaupt im Schlosspark der barocke Schlossgartensalon mit den seitlichen Orangeriegebäuden errichtet. Park, Brunnen und Schlossgartensalon erfreuen die Augen und wie man sieht, stehen sie auch bei Brautpaaren hoch im Kurs...

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Vier-Jahreszeiten-Brunnen / Gewandbrunnen

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Der Hallenser Bildhauer Martin Wetzel (1929-2008) schuf 1981 den auf dem kleinen Platz Ecke Burg-/Apothekerstraße stehenden Brunnen. Das achteckige Wasserbecken zieren Bronzereliefs mit Darstellungen von je vier korrospondierenden und durch gleichartige Bänder verbundene Jahres- und Lebensalterzeiten. Da sind z. B.  ein kleiner Junge und ein Vogelnest mit kleinen Vögeln, die weit ihre Schnäbel aufsperren, ebenso zu sehen wie eine erste große Liebe und eine blühende Wiese ...

Jahreszeitenbrunnen
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Auf der hohen Brunnensäule steht selbstvergessen lächelnd eine bronzene Schönheit, deren Gewandtuch, so scheint es, gerade zu Boden gleitet. Ob sie zum Bade gehen will? Sich vielleicht für ihren Liebsten zurechtmacht?

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Aber vielleicht gleitet das Gewandtuch ja gar nicht herab, sondern die Schöne zieht es hoch, um sich zu verhüllen? Jedenfalls wird wegen des Gewandes der Brunnen von den Merseburgern manchmal auch "Gewandbrunnen" genannt.
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Der Staupenbrunnen

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Auf dem Marktplatz zu Merseburg stehen zwei interessante Zeugnisse längst vergangener (?) Zeiten: Die Staupensäule und daneben der Staupenbrunnen. Zum Glück kann man auf zwei Tafeln lesen, was es damit auf sich hat. Auf der einen Tafel erfährt man (in sehr knapper Form), dass der Staupenbrunnen ein Renaissancebrunnen aus dem Jahr 1545 ist, die Bekrönung mit der rolandähnlichen kleinen Ritterfigur, die das Merseburger Stadtwappen trägt, von einer Brunnenerneuerung 1681 stammt, und der Brunnen nach der ebenfalls 1545 in seiner Nähe errichteten Staupensäule benannt ist.

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Und auf der zweiten Tafel zur Staupensäule kann man lesen, dass es sich hier um den "...wiederaufgefundenen Schaft der im 19. Jahrhundert beseitigten Säule handelt, die im Jahre 2000 am vermuteten Platz neu aufgerichtet wurde. An der Säule wurden Straftäter für leichtere Vergehen festgebunden und gegeißelt (gestäupt)." Also: Merseburger Halunken - seht euch vor! Die Säule ist wieder da!

Franzosenbrunnen

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Franzosen? - Wie kommen denn die nach Merseburg? Die Legende weiß zu berichten, dass im Siebenjährigen Krieg nach der Schlacht bei Rossbach (1757) sich viele französische Gefangene in Merseburg befunden haben sollen. In einer kalten Dezembernacht ertrank nun im Capitulsbrunnen einer der französischen Offiziere. Heute ist der ursprüngliche Brunnen verschlossen, doch das Relief mit dem kleinen Becken unweit des Krummen Tores erinnert an das damalige Unglück und an die für die Preußen siegreiche Schlacht. Laurita Heyne schuf es 1928.

Franzosenbrunnen
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Der Zwei-Welten-Brunnen auf dem Entenplan

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"Entenplan" und Stadtkirche St. Maximi
Auch in Merseburg fielen große Teile der Altstadt den Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Der Wiederaufbau richtete sich nicht immer am historischen Straßennetz aus. Doch mit dem Konzept URBAN 21 sind seit 2001 einige gelungene Beispiele für die Modernisierung und Umgestaltung des Altstadtbereiches sichtbar geworden. Der "Entenplan" gehört dazu. Seit 2004 befindet sich hier der "Zwei-Welten-Brunnen"


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Zwei verschiedenartige Röhren bilden einen Torbogen (man kann hindurchgehen) und symbolisieren so Verbindendes und Trennendes: Zivilisation mit ihrer Geschichte und Natur mit ihrem Wachstum. Der Torbogen ist mit einer Fülle von Details aus der Merseburger Geschichte versehen: unter den Figuren erkennt man z. B. die Bischöfe Ekkehard und Thilo (letzteren hat der Rabe fest im Griff, besser: Ring), auch König Heinrich fehlt nicht und natürlich nicht die berühmte Hand des Rudolf von Schwaben. Man kann die Namen Merseburger Persönlichkeiten oder Jahreszahlen zur Merseburger Historie hier entdecken ebenso wie diverse Zitate und Sprüche. So liest man z. B. auf dem runden Medaillon mit der Hand: "Wer darauf verzichtet Feinde in Freunde zu verwandeln gerät in Gefahr, Freunde in Feinde zu verwandeln" - Becher.

Zwei Welten
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Auch ein Stück der Merseburger Zaubersprüche darf nicht fehlen:  "... insprino haptbandun inuar uigandun ... " Oder: "Es ist Sache der Politiker dafür zu sorgen, dass ..." Ja was? Lesen Sie am besten vor Ort selbst nach...
Der Brunnen wurde von Bernd Göbel sowie Christoph, Johannes und Markus Traub gestaltet und 2004 eingeweiht.

Zwei-Welten-Brunnen, Details
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Im Übrigen lohnt sich ein Besuch der ganzen Region: Nicht nur Merseburg, sondern das Geiseltalgebiet im Ganzen (-->geiseltal-tourismus) bieten eine Fülle touristischer Highlights! Sie sollten sich unbedingt selbst ein Bild davon machen!
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... wird fortgesetzt

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nach Naumburg