Skulpturen im Großen Garten in Dresden

Die Zeit raubt die Schönheit?

Den Mittelpunkt des Großen Gartens bildet das von Johann Georg Starcke erbaute frühbarocke Palais, dessen Fassaden reich mit Skulpturen und Ornamenten geschmückt sind. Breite Alleen (und Sichtachsen) führen von allen vier Seiten durch den Park auf das Palais.
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Im Großen Garten
In der Achse zum Stadtzentrum befindet sich vor dem Palais die Figurengruppe "Boreas entführt Oreithya", besser bekannt unter dem eingängigeren Namen "Die Zeit raubt die Schönheit". Die Marmorgruppe wurde 1722 von dem italienischen Bildhauer Pietro Balestra geschaffen und befindet sich etwa seit 1728/29 im Großen Garten. Sie gehört zu den in der Barockzeit so beliebten Raptus- (Raub- oder Entführungs-) Gruppen, die sich in etlichen Schlossparkanlagen und Museen finden. Erwähnt sei hier als Beispiel nur das Entführungsrondell in Potsdam Sanssouci und Berninis "Raub der Proserpina" in der Villa Borghese in Rom. Die Dresdner Raptusgruppe ist im Laufe der Zeit leider stark beschädigt worden, doch nach einer gründlichen Sanierung kann man sie wieder mit Freude betrachten, auch wenn der Oreithya noch Hand und Fuß - die rechten - fehlen. Insofern hat die populäre Deutung "Die Zeit raubt die Schönheit" mit der Zeit als geflügelten alten bärtigen Räuber, die die schöne junge Frau fest im Griff hat, durchaus ihre vielsinnige Berechtigung.

Die Zeit raubt die Schönheit oder ...
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... Boreas entführt Oreithya.


Boreas entführt Oreithya


      Im antiken Athen wurde Boreas, der Gott des
Nordwindes, besonders verehrt, hatte er doch
in den Perserkriegen starke Stürme aus dem
Norden geschickt, in denen hunderte von per-
sischen Schiffen untergegangen sein sollen.

Eines Tages verliebte sich Boreas in die
schöne Königstochter Oreithya und bat um
ihre Hand. Er wurde abgewiesen. Da besann
er sich seiner Kraft, entführte die sich sträu-
bende Prinzessin in seine thrakische Heimat
und machte sie dort zu seiner Frau. Sie gebar
ihm vier Kinder.

Wenn Sie also schon einmal denBegriff
"Windsbraut" gehört haben sollten, hier
in Dresden können Sie eine betrachten...
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Kentauren

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Kentauren
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Pferde+Menschen+Pferdemenschen
An der Hauptallee des Großen Gartens flankieren zwei Skulpturengruppen den Weg, die das Thema der Entführung ebenfalls dramatisch veranschaulichen und in ihrer Bewegtheit mit zu den eindruckvollsten Werken in Dresden gehören. Es handelt sich dabei um zwei Kentauren, jene mythologischen Wesen halb Pferd halb Mensch, die in ihrer ungezügelten Wildheit in Konflikt mit Menschen und Göttern geraten. Beide Kentaurengruppen stammen von dem venezianischen Bildhauer Antonio Corradini (1668-1752).

Nessos und Deianeira

Deianeira soll einigen sagenhaften Quellen nach die Tochter des Oineus gewesen sein, anderen Quellen nach war sie eine Schwester des Meleagros - wie dem auch sei, sie war in Kalydon und weit darüber hinaus berühmt für ihre Schönheit. Nur der Stärkste und Geschickteste sollte sie bekommen. Viele Freier kamen deshalb nach Kalydon, um sich im Zweikampf zu messen. Sieger wurde Herakles, der so die schöne Deianera zur Frau gewann. (Sie war seine zweite Frau, nachdem die Erste auf tragische Weise ums Leben gekommen war - doch das ist eine andere Geschichte.)
Auf dem Heimweg musste das Paar einen Hochwasser führenden reißenden Fluss überqueren - da bot sich ihnen der Kentaur Nessos an, Deianeira trocken herüberzubringen. Doch kaum hatte er die junge schöne Frau ergriffen, da galoppierte er davon, alles niedertretend, was sich in seinem Weg befand. Diesen Moment der Entführung hat Antonio Corradini mit seiner Marmorskulptur grandios festgehalten.

Nessos und Deianeira
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Wie die Geschichte weiterging: Herakles schickte dem Kentaur einen tödlichen Pfeil hinterher. Doch der sterbende Kentaur überredete Deianeira noch, etwas von seinem von Liebe zu ihr erfüllten Blut aufzufangen und gut aufzubewahren, da es ihr die Treue des Herakles ewig sichern werde, wenn Herakles ein damit getränktes Hemd trüge. Ein tödlicher Rat! Das Blut war extrem giftig! Herakles ging später durch dieses sprichwörtliche "Nessoshemd" auf entsetzliche Weise zugrunde: Angetan mit dem Hemd, verbanden sich Gift und Hemd untrennbar mit seinem Körper. Beim Versuch, es wieder abzulegen, riss er sich das Fleisch vom Körper. Herakles litt unerträgliche Schmerzen und um seinen Qualen ein Ende zu setzen, verbrannte er sich schließlich selbst auf einem Scheiterhaufen. Deianeira tötete sich danach ebenfalls.
Eine weitere Skulpturengruppe "Nessos und Deianeira" befindet sich im Tuileriengarten in Paris (Jardin des Tuileries). Hier können Sie ->vergleichen.

Eurytion und Hippodameia - Der Kampf zwischen Lapithen und Kentauren

Peirithoos, König der Lapithen, feierte Hochzeit mit Hippodameia und hatte viele Gäste in seinen Palast geladen, darunter die mit ihm verwandten Kentauren (Zentauren), aber auch den berühmten Helden Theseus.
"... Lange rauschte das Fest in ungestörter Fröhlichkeit. Da begann vom vielen Genusse des Weines das Herz des Wildesten unter den Zentauren, Eurytion, zu rasen; und der Anblick der schönen Jungfrau Hippodameia verführte ihn zu dem tollen Gedanken, dem Bräutigam seine Braut zu rauben."  (1)

Eurytion und Hippodameia
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Und das fröhliche Fest wandelte sich durch betrunkenen Übermut in Gewalt und Tod:

"Niemand wußte, wie es gekommen war, niemand hatte den Beginn der unsinnigen Tat bemerkt, aber auf einmal sahen die Gäste den wütenden Eurytion, wie er die sich sträubende und hilferufende Hippodameia an den Haaren gewaltsam auf dem Boden schleifte. Seine Untat war für die weinerhitzte Schar der Zentauren ein Zeichen, gleiches zu wagen; und ehe die fremden Helden und Lapithen sich von ihren Sitzen erhoben hatten, hielt schon jeder der Zentauren eins der thessalischen Mädchen, die am Hofe des Königes dienten oder als Gäste bei der Hochzeit zugegen waren, mit rohen Händen als eine Beute gefaßt. Die Hofburg und die Gärten glichen einer eroberten Stadt. Das Geschrei der Weiber hallte durch das weite Haus. Schnell sprangen Freunde und Geschlechtsverwandte der Braut von ihren Sitzen empor. »Welche Verblendung treibt dich, Eurytion«, rief Theseus, »den Peirithoos zu reizen, während ich noch lebe, und so zwei Helden in einem zu kränken?« Mit diesem Worte drang er auf die Stürmenden ein und entriß dem wütenden Räuber die Geraubte. Eurytion sprach nichts darauf, denn er konnte seine Tat nicht verteidigen, sondern er hub seine Hand gegen Theseus auf und versetzte diesem einen Schlag auf die Brust. Aber Theseus ergriff, da ihm keine Waffe zur Hand war, einen ehernen Krug mit erhabener Arbeit, der zufällig neben ihm stand; diesen schmetterte er dem Gegner ins Antlitz, daß er rücklings in den Sand fiel und Gehirn und Blut zugleich aus der Kopfwunde drang. »Zu den Waffen!« scholl es jetzt von allen Seiten an den Zentaurentischen; zuerst flogen Becher, Flaschen und Näpfe, dann entriß ein tempelräuberisches Untier die Weihgeschenke den benachbarten heiligen Stätten; ein anderer riß die Lampe herab, die über dem Mahle voll Kerzen brannte, wieder ein anderer focht mit einem Hirschgeweih, das an den Wänden der Grotte als Schmuck und Weihgeschenk hing. Ein entsetzliches Gemetzel wurde unter den Lapithen angerichtet. Rhötos, der Schlimmste nach Eurytion, ergriff die größte Brandfackel vom Altare und bohrte sie einem schon verwundeten Lapithen wie ein Schwert in die klaffende Wunde, daß das Blut wie Eisen in der Esse zischte. Gegen diesen jedoch hub der tapferste Lapithe, Dryas, einen im Feuer geglühten Pfahl und durchbohrte ihn zwischen Nacken und Schulter. Der Fall dieses Zentauren tat dem Morden seiner rasenden Gesellen Einhalt, und Dryas vergalt nun den Wütenden, indem er fünf hintereinander niederstreckte. Jetzt flog auch der Speer des Helden Peirithoos und durchbohrte einen riesigen Zentauren, den Petraios, wie er gerade einen Eichenstamm aus der Erde zu rütteln bemüht war, und damit zu kämpfen; sowie er den Stamm eben umklammert hielt, heftete der Speer seine schwer atmende Brust ans knorrige Eichenholz. Ein zweiter, Diktys, fiel von den Streichen des griechischen Helden und zerknickte im Fallen eine mächtige Esche. Ein dritter wollte diesen rächen, wurde aber von Theseus mit einem Eichpfahl zermalmt. Der schönste und jugendlichste unter den Zentauren war Kyllaros; goldfarben sein langes Lockenhaar und sein Bart, sein Antlitz freundlich, Nacken, Schultern, Hände und Brust wie vom Künstler geformt, auch der untere Teil seines Körpers, der Roßleib, war ohne Fehler, der Rücken bequem zum Sitzen, die Brust hochgewölbt, die Farbe pechschwarz, nur Beine und Schweif lichtfarbig. Er war mit seiner Geliebten, der schönen Zentaurin Hylonome, beim Fest erschienen, die sich beim Mahle liebkosend an ihn lehnte und auch jetzt mit ihm vereint im wütenden Kampf an seiner Seite focht. Diesen traf, von unbekannter Hand, eine Wunde ins Herz, daß er, zum Tode verwundet, seiner Geliebten in die Arme sank. Hylonome pflegte seine sterbenden Glieder, küßte ihn und versuchte vergebens, den entfliehenden Atem aufzuhalten. Als sie ihn verscheiden sah, zog sie ihm den Wurfpfeil aus dem Herzen und stürzte sich darein. Noch lange wütete der Kampf zwischen den Lapithen und den Zentauren fort, bis die letzteren ganz unterlegen waren und nur Flucht und Nacht dem weitern Gemetzel sie entrückte. Jetzt blieb Peirithoos im unbestrittenen Besitze seiner Braut, und Theseus verabschiedete sich am anderen Morgen von seinem Freunde...." (1)

(1) Gustav Schwab, Sagen des klassischen Altertums
     Textquelle: http://www.textlog.de/41045.html
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Die Taten des Herkules (Herakles)

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Herakles

Herakles musste im Dienst des Königs Eurystheus 12 Aufgaben bewältigen, die eigentlich als unlösbar galten, darunter z. B. die sprichwörtlich gewordene Ausmistung der Augiasställe. Ursprünglich sollten 12 Herkulesstatuen den Großen Garten in Dresden zieren, vier Statuen sind heute noch vorhanden. Die Skulpturen stammen etwa aus der Zeit um 1690 vom Hofbildhauer Balthasar Permoser (1651-1732) bzw. aus seiner Werkstatt.

Herakles und Busiris

Eine der Aufgaben, die Eurystheus Herakles auftrug, bestand darin, die goldenen Äpfel aus den Gärten der Hesperiden zu holen. Gustav Schwab erzählt:
Als Herakles "erkundet hatte, in welcher Weltgegend er die goldenen Äpfel der Hesperiden antreffen werde, ... durchzog er weiter Libyen und Ägypten. Über das letztere Land herrschte Busiris, der Sohn des Poseidon und der Lysianassa. Ihm war bei einer neunjährigen Teurung durch einen Wahrsager aus Zypern das grausame Orakel geworden, daß die Unfruchtbarkeit aufhören sollte, wenn dem Zeus jährlich ein fremder Mann geschlachtet würde. Zum Danke machte Busiris den Anfang mit dem Wahrsager selbst; allmählich fand der Barbar ein Gefallen an dieser Gewohnheit und schlachtete alle Fremdlinge, welche nach Ägypten kamen. So wurde denn auch Herakles ergriffen und zu den Altären des Zeus geschleppt. Er aber riss die Bande, die ihn fesselten, entzwei und erschlug den Busiris mitsamt seinem Sohn und dem priesterlichen Herold."
(Gustav Schwab, Sagen des klassischen Altertums, Textquelle: http://www.textlog.de/41019.html)
Wie man leicht sieht, hat sich Fremdenfeindlichkeit schon damals nicht bewährt:

Herakles erschlägt Busiris
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Herakles bezwingt den Hund Kerberos

Bei der 12. und letzten Aufgabe sollte Herakles in die Unterwelt hinabsteigen und dem Eurystheus den Höllenhund Kerberus, der das Tor zur Unterwelt bewacht, heraufholen. Auch diese Aufgabe löste Herakles und konnte damit seinen Dienst bei König Eurysteus beenden. Bloß gut, dass er vorher den Hund wieder zurückbrachte ...

Herakles und Kerberos
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Herakles im Kampf gegen die Lernäische Schlange

Herakles musste auch ein neunköpfiges Ungeheuer erlegen, welches die Gegend in Lerna verwüstete. Gustav Schwab erzählt es so:

"Die zweite Arbeit des Helden war, die Hydra zu erlegen, die ebenfalls eine Tochter des Typhon und der Echidna war. Sie war zu Argolis, im Sumpfe von Lerna aufgewachsen und pflegte aufs Land herauszukommen, die Herden zu zerreißen und das Feld zu verwüsten; dabei war sie unmäßig groß, eine Schlange mit neun Häuptern, von denen acht sterblich, das in der Mitte stehende aber unsterblich war. Herakles ging auch diesem Kampfe mutig entgegen; er bestieg sofort einen Wagen; sein geliebter Neffe Iolaos, der Sohn seines Stiefbruders Iphikles, der lange Zeit sein unzertrennlicher Gefährte blieb, setzte sich als Rosselenker ihm an die Seite, und so ging es im Fluge Lerna zu. Endlich wurde die Hyder auf einem Hügel bei den Quellen der Amymone sichtbar, wo sich ihre Höhle befand. Hier ließ Iolaos die Pferde halten; Herakles sprang vom Wagen und zwang durch Schüsse mit brennenden Pfeilen die vielköpfige Schlange, ihren Schlupfwinkel zu verlassen. Die kam zischend hervor, und ihre neun Hälse schwankten emporgerichtet auf dem Leibe, wie die Äste eines Baumes im Sturm. Herakles ging unerschrocken ihr entgegen, packte sie kräftig und hielt sie fest. Sie aber umschlang einen seiner Füße, ohne sich auf weitere Gegenwehr einzulassen. Nun fing er an, mit seiner Keule ihr die Köpfe zu zerschmettern. Aber er konnte nicht zum Ziele kommen. War ein Haupt zerschlagen, so wuchsen deren zwei hervor. Zugleich kam der Hyder ein Riesenkrebs zu Hilfe, der den Helden empfindlich am Fuße faßte. Den tötete er jedoch mit seiner Keule und rief dann den Iolaos zu Hilfe. Dieser hatte schon eine Fackel gerüstet; er zündete damit einen Teil des nahen Waldes an, und mit den Bränden überfuhr er die neu wachsenden Häupter der Schlange bei ihrem ersten Emporkeimen und hinderte sie so, hervorzutreiben. Auf diese Weise wurde der Held der emporwachsenden Köpfe Meister und schlug nun der Hyder auch das unsterbliche Haupt ab; dieses begrub er am Wege und wälzte einen schweren Stein darüber. Den Rumpf der Hyder spaltete er in zwei Teile, seine Pfeile aber tauchte er in ihr Blut, das giftig war. Seitdem schlug des Helden Geschoß unheilbare Wunden."
(Gustav Schwab, Sagen des klassischen Altertums,Textquelle: http://www.textlog.de/41016.html)


Herakles und die Hydra
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Ruhender Herakles

Auch ein Held braucht mal eine Ruhepause. Herakles lehnt an einem Baumstumpf, sich das Fell des Nemeischen Löwen (das Fell hatte er dem Löwen nach dem Kampf abgenommen) über den Rücken ziehend, die Keule (immer dabei!) in der linken Hand. Diese "Herkuleskeule", mit der er überall draufhaute, was ihm so an Widerwärtigkeiten in den Weg kam, steht übrigens auch als Name und Programm für ein bekanntes Dresdner Kabarett ...

Ruhender Herakles
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Antike Liebespaare auf Torpfeilern

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Toranlage
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Das östliche Ende der Hauptallee des Großen Garten in Dresden wird durch ein monumentales Tor abgeschlossen. Die hohen Torpfeilern tragen die zwei antiken Liebespaare Meleager und Atalante sowie Venus und Adonis. Die Figuren schuf Christian Kirchner um 1719. Ursprünglich soll eine entsprechende Toranlage auch am westlichen Ende der Hauptallee existiert haben.

Meleager und Atalante

Das Publikum der Barockzeit schien offenbar Gefallen an Jagdgeschichten gehabt zu haben, wie sonst lässt es sich erklären, das Meleager und Atalante im Dresdner Raum mehrfach zu finden sind (Großsedlitz, Moritzburg)? Dabei verbirgt sich hinter der Geschichte um die Jagd auf den kalydonischen Eber, an deren Ende Meleager den Kopf des Ebers als Trophäe der schönen Atalante reichte und damit den Unmut der anderen Jäger erregte, wiederum ein entsetzliches Familiendrama.
Wenn Sie starke Nerven haben, können Sie die vollständige Geschichte hier lesen:

"Öneus, der König von Kalydon, brachte die Erstlinge eines mit besonderer Fülle gesegneten Jahres den Göttern dar; der Demeter Feldfrüchte, dem Bakchos Wein, Öl der Athene und so jeder Gottheit die ihr willkommene Frucht, nur Artemis wurde von ihm vergessen, und ihr Altar blieb ohne Weihrauch. Dies erzürnte die Göttin, und sie beschloß, Rache an ihrem Verächter zu nehmen. Ein verheerender Eber wurde von ihr auf die Fluren des Königes losgelassen. Glut sprühten seine roten Augen, sein Nacken starrte; aus dem schäumenden Rachen schoß es ihm wie ein Blitzstrahl, und seine Hauer waren gleich riesigen Elefantenzähnen. So stampfte er durch Saaten und Kornfelder hin; Tenne und Scheuer warteten vergeblich auf die versprochene Ernte; die Trauben fraß er mitsamt den Ranken, die Olivenbeeren mitsamt den Zweigen ab; Schäfer und Schäferhunde vermochten ihre Herden, die trotzigsten Stiere ihre Rinder nicht gegen das Ungeheuer zu verteidigen. Endlich erhub sich der Sohn des Königes, der herrliche Held Meleager, und versammelte Jäger und Hunde, den grausamen Eber zu erlegen. Die berühmtesten Helden aus ganz Griechenland kamen, zu der großen Jagd eingeladen, unter ihnen auch die heldenmütige Jungfrau Atalante aus Arkadien, die Tochter des Iason. In einem Walde ausgesetzt, von einer Bärin gesäugt, von Jägern gefunden und erzogen, brachte die schöne Männerfeindin ihr Leben im Walde zu und lebte von der Jagd. Alle Männer wehrte sie von sich ab, und zwei Zentauren, die ihr in dieser Einsamkeit nachstellten, hatte sie mit ihren Pfeilen erlegt. Jetzt lockte sie die Liebe zur Jagd hervor in die Gemeinschaft der Helden. Sie kam, ihr einfaches Haar in einen Knoten gebunden, über den Schultern hing ihr der elfenbeinerne Köcher, die Linke hielt den Bogen; ihr Antlitz wäre an Knaben ein Jungferngesicht, an Jungfrauen ein Knabengesicht gewesen. Als Meleager sie in ihrer Schönheit erblickte, sprach er bei sich selbst: ›Glücklich der Mann, den diese würdiget, ihr Gatte zu sein!‹ Mehr zu denken erlaubte ihm die Zeit nicht, denn die gefährliche Jagd durfte nicht länger aufgeschoben werden. Die Schar der Jäger ging einem Gehölz mit uralten Stämmen zu, das, in der Ebene anfangend, sich einen Bergesabhang hinanzog. Als die Männer hier angekommen waren, stellten die einen Netze, die andern ließen die Hunde von der Fessel los, wieder andere folgten schon der Fährte. Bald gelangte man in ein abschüssiges Tal, das die geschwollenen Waldbäche ausgehöhlt; Binsen, Sumpfgras, Weidengebüsch und Schilfrohr wucherten unten im Abgrunde. Hier hatte das Schwein im Versteck gelegen, und von den Hunden aufgejagt, durchbrach es das Gehölz wie ein Blitzstrahl die Wetterwolke und stürzte sich wütend mitten unter die Feinde. Jünglinge schrien laut auf und hielten ihm die eisernen Spitzen ihrer Speere vor; aber der Eber wich aus und durchbrach eine Koppel von Hunden. Geschoß um Geschoß flog ihm nach, aber die Wunden streiften ihn nur und vermehrten seinen Grimm. Mit funkelndem Auge und dampfender Brust kehrte er um, flog wie ein vom Wurfgeschosse geschleuderter Felsblock auf die rechte Flanke der Jäger und riß ihrer drei, tödlich verwundet, zu Boden. Ein vierter, es war Nestor, der nochmals so berühmte Held, rettete sich auf die Äste eines Eichbaumes, an dessen Stamm der Eber grimmig seine Hauer wetzte. Hier hätten ihn die Zwillingsbrüder Kastor und Pollux, die hoch auf schneeweißen Rossen saßen, mit ihren Speeren erreicht, wenn das borstige Tier sich nicht ins unzugängliche Dickicht geflüchtet hätte. Jetzt legte Atalante einen Pfeil auf ihren Bogen und sandte ihn dem Tier in das Gebüsch nach. Das Rohr traf den Eber unter dem Ohr, und zum erstenmal rötete Blut seine Borsten. Meleager sah die Wunde zuerst und zeigte sie jubelnd seinen Gefährten: »Fürwahr, o Jungfrau«, rief er, »der Preis der Tapferkeit gebühret dir!« Da schämten sich die Männer, daß ein Weib ihnen den Sieg streitig machen sollte, und alle zumal warfen ihre Speere; aber gerade dieser Schwarm von Geschossen verhinderte die Würfe, das Tier zu treffen. Mit stolzen Worten erhob jetzt der Arkadier Ankaios die doppelte Streitaxt mit seinen beiden Händen und stellte sich, zum Hieb ausholend, auf die Zehen. Aber der Eber stieß ihm die beiden Hauer in die Weichen, ehe er den Streich vollführen konnte, und er stürzte, von Blut gebadet, mit entblößten Gedärmen auf den Boden. Dann warf Iason - Die Eberjagd fiel vor den Argonautenzug - seinen Speer; allein diesen lenkte der Zufall in den Leib des Keladon. Endlich schoß Meleager zwei Speere hintereinander ab. Der erste fuhr in den Boden, der zweite dem Eber mitten in den Rücken. Das Tier fing an zu toben und sich im Kreise zu drehen. Schaum und Blut quoll aus seinem Munde, Meleager versetzte ihm mit dem Jagdspieß eine neue Wunde in den Hals, und nun fuhren ihm von allen Seiten die Spieße in den Leib. Der Eber, weit auf der Erde ausgestreckt, wälzte sich sterbend in seinem Blute. Meleager stemmte seinen Fuß auf den Kopf des Getöteten, streifte mit Hilfe seines Schwertes die borstige Hülle seines Rückens vom Leibe des Tieres nieder und reichte sie mitsamt dem abgehauenen Haupte, aus dem die mächtigen Hauer hervorschimmerten, der tapferen Arkadierin Atalante. »Nimm die Beute hin«, sprach er, »die von Rechts wegen mir gehörte; ein Teil des Ruhmes soll auch auf dich kommen!« Diese Ehre mißgönnten die Jäger dem Weibe, und rings in der Schar erhob sich ein Gemurmel. Mit geballten Fäusten und lauter Stimme traten vor Atalante die Söhne des Thestios hin, Meleagers Muttersbrüder. »Auf der Stelle«, riefen sie, »lege die Beute nieder, Weib, und erschleiche nicht, was uns zugehört; deine Schönheit dürfte dir sonst wenig helfen, und dein verliebter Gabenspender auch nicht!« Mit diesen Worten nahmen sie ihr das Geschenk weg und sprachen dem Helden das Recht ab, darüber zu verfügen. Dies ertrug Meleager nicht. Vor Jähzorn knirschend, schrie er: »Ihr Räuber fremden Verdienstes! Lernet von mir, wieweit Drohungen von Taten verschieden sind!« Und damit stieß er dem einen, und eh der sich besinnen konnte, auch dem andern Oheim den Stahl in die Brust.

Althaia, die Mutter Meleagers, war auf dem Wege nach dem Göttertempel, um Dankopfer für den Sieg ihres Sohnes darzubringen, als sie die Leichen ihrer Brüder herbeibringen sah. Sie zerschlug sich wehklagend die Brust, eilte in ihren Palast zurück, legte statt der goldenen Freudengewänder schwarze Kleidung an und erfüllte die Stadt mit Jammergeschrei. Aber als sie erfuhr, daß der Urheber des Mordes ihr eigener Sohn Meleager sei, da versiegten ihre Tränen, ihre Trauer ward in Mordlust verwandelt, und sie schien sich plötzlich auf etwas zu besinnen, das ihrem Gedächtnis längst entschwunden war. Denn als Meleager nur erst wenige Tage zählte, da waren die Parzen bei dem Wochenbette seiner Mutter Althaia erschienen. »Aus deinem Sohne wird ein tapferer Held«, verkündigte ihr die erste; »dein Sohn wird ein großmütiger Mann sein«, sprach die zweite; »dein Sohn wird so lange leben«, schloß die dritte, »als der eben jetzt auf dem Herde glühende Brand vom Feuer nicht verzehrt wird.« Kaum hatten sich die Parzen entfernt, so nahm die Mutter das hell auflodernde Brandscheit aus dem Feuer, löschte es in Wasserflut, und liebevoll für das Leben ihres Sohnes besorgt, verwahrte sie es im geheimsten ihrer Gemächer. Entflammt von Rache, dachte sie jetzt wieder an dieses Holz und eilte in die Kammer, wo es in einem heimlichen Verschlusse sorgsam aufbewahrt lag. Sie hieß Kienholz auf Reisig legen und fachte einen lodernden Brand an. Dann ergriff sie das hervorgesuchte Holzscheit. Aber in ihrem Herzen bekämpfte sich Mutter und Schwester, blasse Angst und glühender Zorn wechselten auf ihrem Angesichte; viermal wollte sie den Ast auf die Flammen legen, viermal zog sie die Hand zurück. Endlich siegte die Schwesterliebe über das Muttergefühl. »Wendet eure Blicke hierher«, sprach sie, »ihr Strafgöttinnen, zu diesem Furienopfer! Und ihr, kürzlich geschiedene Geister meiner Brüder, fühlet, was ich für euch tue, sieget und nehmet als teuer erkauftes Totengeschenk die unselige Frucht meines eigenen Leibes an! Mir selbst bricht das Herz von Mutterliebe, und bald werde ich dem Troste, den ich euch sende, selbst nachfolgen.« So sprach sie, und mit abgewendetem Blick und zitternder Hand legte sie das Holz mitten in die Flammen hinein.

Meleager, der inzwischen auch in die Stadt zurückgekehrt war und über seinem Siege, seiner Liebe und seiner Mordtat in wechselnden Empfindungen brütete, fühlte plötzlich, ohne zu wissen, woher, seinen innersten Leib von einer heimlichen Fieberglut ergriffen, und verzehrende Schmerzen warfen ihn auf das Lager. Er besiegte sie mit Heldenkraft; aber es jammerte ihn tief, eines unrühmlichen und unblutigen Todes sterben zu müssen. Er beneidete die Genossen, die unter den Streichen des Ebers gefallen waren; er rief den Bruder, die Schwestern, den greisen Vater und mit stöhnendem Munde auch die Mutter herbei, die noch immer am Feuer stand und mit starren Augen dem sich verzehrenden Brande zusah. Der Schmerz ihres Sohnes wuchs mit dem Feuer, aber als allmählich die Kohle sich in der bleichenden Asche verbarg, erlosch auch seine Qual, und er verhauchte seinen Geist mit dem letzten Funken in die Luft. Über seiner Leiche wehklagten Vater und Schwestern, und ganz Kalydon trauerte; nur die Mutter war ferne. Den Strick um den Hals gewunden, fand man ihre Leiche vor dem Hause niedergestreckt, auf welchem die verglommene Asche des Feuerbrandes ruhte."

(Gustav Schwab, Sagen des klassischen Altertums,Textquelle: http://www.textlog.de/41005.html)


Venus und Adonis

Adonis war als Mann so schön und unwiderstehlich, dass sich sogar die für Liebe und Schönheit zuständige Göttin Aphrodite (Venus) unsterblich in ihn verliebte.
Man ahnt schon, wie die Sache wieder ausgeht: Immer wenn hohe "göttliche" Damen und Herren sich mit "normalen" Sterblichen einlassen, gibt es ein Unglück.
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Adonisröschen
So auch hier: Adonis wurde auf der Jagd von einem wilden Eber zerfetzt. Ob es sich dabei tatsächlich um den die Gestalt eines Ebers angenommenen eifersüchtigen Liebhaber der Aphrodite, den Gott Ares (Mars) gehandelt hat, wurde nie abschließend geklärt. Jedenfalls gab es lautes Wehklagen, Aphrodites Tränen vermischten sich mit dem Blute des Adonis und wo die Tränen hintropften, wuchsen kleine rote Blümchen aus der Erde. Die kennt man noch heute als Adonisröschen, es gibt sie in rot und gelb.

Meleager+Atalante, Venus+Adonis
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Der Mythos von Venus und Adonis ist möglicherweise uralt und vielleicht aus den orientalischen Vorstellungen um Fruchtbarkeitskult, Große Mutter, Vergehen und Neubeginn der Natur entstanden. Adonis’ Schicksal und Tod beschäftigte viele Künstler. In Shakespeares Gedicht "Venus and Adonis" flucht die Göttin sogar der Liebe: Die, die am stärksten lieben werden am stärksten leiden ...  Und der Schriftsteller und Dichter Klabund (1890-1928) schrieb ein unglaublich trauriges Gedicht:

Der Tod des Adonis

Sieben Wochen schon schreit Kypris,
Denn Adonis starb,
Der schönste der Menschen.
Die Sterne weinen nachts Sternschnuppen,
Und salzig von Tränen ist
Das Gewässer der Flüsse.
An den Quellen sitzen die Nymphen
Und schluchzen,
Und jammernd durch Feld und Hain
Streifen Eroten.
Ihr Klagegeschrei
Ai ai ai
Durchhallt die Schluchten und schreckt
Den einsamen Wanderer.

Unseligen Tod
Starb der Geliebte.
Denn als er wandelt
Durch den Wald,
Begegnet ihm ein wilder Eber,
Der alsogleich entbrennt wider den Schönen
In Liebe.
Liebkosend er gegen ihn sprang.
Aber so rauh war seine Zärtlichkeit,
Dass mit den Hauern er
Dem schönen Knaben
Die Brust zerriss.

Unbeerdigt lag er im Moose
Unverwest.
Kein Wurm ihn benagte
Und keine Krähe ihn hackte.
Der Mond hielt mit bleicher Fackel
Die Totenwacht.
Die Geister der untern Welt,
Sie kamen
Schleichend und schillernd
Herauf
Und saßen am weißen Strom seines Leibes
Wie an den Ufern des heiligen Flusses.

Und Charon nahm
Am siebenten Tage
Den leuchtenden Leichnam
Auf seine Schulter wie ein totes Reh,
Das der Jäger nach Hause trägt
Zu den Seinen.

Der Leichnam blinkte
In den Grotten der Unterwelt
Wie eine weiße Ampel.
Von allen Seiten
Die toten Seelen
Wie nächtliche Falter zum Lichte flogen,
Bis sie ihn deckten
Bedeckten
Und er
Unter den schwarzen Flügelschlägen
Erlosch.


Klabund: Das heiße Herz. Berlin 1922, S. 72-74.
Textquelle: http://www.zeno.org - Zenodot Verlagsgesellschaft mbH

Anmerkungen:
Kypris: Beiname der Aphrodite
Eroten: geflügelte Liebesgötter (Mehrfachdarstellungen des Eros/Amor)
Charon: der Fährmann, er bringt die Verstorbenen über den Fluss Acheron in das Totenreich

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Die Zeit enthüllt die Wahrheit

Der venezianische Bildhauer Antonio Corradini (1668-1752) schuf nicht nur die beiden Kentaurengruppen sondern auch die etwas versteckt*) stehende Skulptur "Die Zeit enthüllt die Wahrheit". Die Skulptur könnte man als Ergänzung zu Pietro Balestras Entführungsgruppe "Die Zeit raubt die Schönheit" betrachten.
*) seit 2019 nicht mehr, s. u.

Die Zeit enthüllt die Wahrheit
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      Bild "DD_ZeitWahrheit1_05.jpg"
Diesmal scheint sich
aber die weibliche
Schönheit nicht gegen
den bärtigen Alten zu
wehren. Sie wendet sich
ihm zärtlich zu, als er
ihr das verhüllende
Tuch geradezu vorsichtig
vom Antlitz zieht ...
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von Andreas Berger (bretteleben.de) verwendet.

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Neuer Standort 2019:

Inzwischen hat die
Skulpturengruppe einen
neuen Platz im Großen
Garten gefunden. Hier
lässt sie sich jetzt von
allen Seiten betrachten.

Chronos (die Zeit) und
Veritas (die Wahrheit)
sind im Barock und vor
allem in der Aufklärung
beliebte Motive.

"Die Metapher der 'nack-
ten Wahrheit' gehört zur
aufklärerischen Vernunft
und ihrem Herrschaftsan-
spruch." (Blumenberg)
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Die Üppigkeitsvase oder Amor und Psyche


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Großer Garten
Von Antonio Corradini stammt auch die sogenannte "Üppigkeitsvase" (um 1720) in der Mittelachse von Palais und Palaisteich im Großen Garten. Die Vase hat dem preußischen König Friedrich II. so gefallen, dass er eine Kopie davon für den Schlosspark Sanssouci anfertigen ließ. Auch die Vase in Dresden ist inzwischen eine Kopie aus Kunstmarmor.

Amor und Psyche - Üppigkeitsvase
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Während die Reliefs am Vasensockel die Taten Alexander des Großen zeigen und so für das Streben nach unvergänglichem Ruhm stehen, stellen der kleine Junge und die geflügelte Schönheit auf dem Rande Amor und Psyche dar, die mit ihrer Geschichte eine alles überwindende Liebe symbolisieren.

    Psyche war so schön, dass selbst Venus,
die Göttin der Liebe und Schönheit, vor Neid
erblasste. Sie schickte ihren Sohn Amor zu
Psyche, er sollte ihr schaden.
Doch Amor verliebte sich in die schöne Königs-
tochter und weilte - er ein Gott, sie ein
Mensch - nur des Nachts bei ihr.

Eines Nachts hielt es Psyche nicht mehr aus,
sie MUSSTE ihren Liebsten sehen und zündete
die Lampe an... Entsetzt floh Amor.

Psyche musste noch viele Prüfungen bestehen,
doch am Ende wurde sie gerettet und zur
Göttin - Zeus höchstselbst verlieh ihr die
Unsterblichkeit.
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Milon von Kroton

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Milon von Kroton, Dresden, Gr. Garten
Sportler kennen die nach Milon von Kroton benannten Trainingsmethoden, die sich durch steigende Belastungen auszeichnen. Wer war dieser Milon? Er war "der erfolgreichste und berühmteste Ringer der Antike, siegte 532-516 v.u.Z. sechsmal bei den Olympischen Spielen und 25mal in den übrigen Nationalspielen. Seine überdurchschnittliche Kraft gab zu zahlreichen Legenden Anlass." (Lex. d. Antike, Leipzig 1971)
Hier kämpft er mit einem Löwen. Was hat es damit auf sich?
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...eingeklemmt!
Die originale Marmorskulptur soll der französische Bildhauer Jean Joseph Vinache*) um 1720 geschaffen haben. Sie befindet sich heute geschützt vor der Witterung im Palais im Großen Garten. An der Hauptallee kann man seit April 2021 die Kopie (Kunstmarmorabguss) bewundern.
(*) Andere schreiben die Skulptur Gottfried Knöffler zu, vgl. S. Wilde: … Verschollen! … Vergessen? Das Schicksal zweier Skulpturen Gottfried Knöfflers in Dresden. In: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen. Jb. Bd. 12; Dresden 2004, S. 42ff.
Die Legende vom Tod des Milon war in der Barockzeit ein oft gestaltetes Thema: Als bei Baumfällarbeiten der starke Milon den Stamm einfach auseinander reißen wollte, da flutschte der Keil heraus und klemmte ihm eine Hand ein. Dumm gelaufen, noch dazu wo sich jetzt ein Löwe näherte... (in anderen Fassungen sind es Wölfe).
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Die Maus sagt:
Milon lebt!


Aber vielleicht war es ja auch ganz anders? Vielleicht so, wie es der tschechische Dichter und Übersetzer Jaroslav Vrchlický (1853-1912) in seinem Gedicht beschreibt:
 
    Milon von Kroton
»Gruß, Erde, dir, der Mensch und Tier entsprossen!
Der Sonnengott steigt nieder mit den Rossen
Von Ost zum West zu dir in Liebessehnen,
Zu küssen Perlen Thaues, deine Thränen.
Wenn, Mutter, deinen Grund Kentauren schlagen,
Der Sturm darüber fährt in wildem Jagen,
Erwiderst du mit den erhabnen Chören
Von deinen Buchen, Ulmen, Eichen, Föhren,
Und für Zeus' Donnerschlag, der laut gefallen,
Schickst du empor das Lied der Nachtigallen!
Gruß, Erde, dir, der Löwen Nährerin!
Fliegst über Thymiane du dahin,
Gieb, Biene, ihr, gieb, Amsel, ihr den Gruß,
Du Nymphe, badend in dem Thau den Fuß,
Du Schnee von Edom, der oft niedersaust,
Darüber beutewild der Geier haust,
Sein Scepter schwingt geheimnisvolles Grauen –
Von Herzen seid gegrüßt, ihr Heimatauen!«

So dachte Milon froh, und aus dem Haus
Ging er zum grünen Waldesrand hinaus
Und nahm das Beil, das wohlgeschärfte, mit.
Den Hain durch, über Felsen ging sein Schritt,
Bis er hinabgelangt zum ebnen Land,
Das breit sich streckt gleich einer braunen Hand.
Da pflegten stets die Löwen herzukommen
Mit mächtigem Gebrüll, sobald entglommen
Am Firmament des Mondes bleiches Licht.
Im Sand sah er die Stapfen, tief und dicht.
Hier wollt' er stellen seine Löwenfalle.
Er wählt die Eiche aus, mit starkem Schalle
Fällt dann sein Beil, daß rings die Erde bebt.
Dann trifft er noch einmal, und wieder hebt
Er auf das Beil. Dann bückt er sich zur Wunde,
Die ihren Harzduft sendet in die Runde.
Wie er den Arm nun einpreßt in den Spalt,
Den Baum entzweizureißen mit Gewalt,
Da schließt der Stamm sich plötzlich, und wie Zangen
Hält er den Arm von Milon fest gefangen.
Vergeblich sucht sich Milon loszuringen.
Es hält der Stamm ihn mit gewaltigen Zwingen,
Und keine Hoffnung, daß er hier sich rette;
Blau wird der Arm von seinem engen Bette.
Er reißt und reißt und braucht die ganze Kraft,
Der Baumstamm läßt ihn nicht aus seiner Haft,
Er sinkt aufs Knie ohnmächtig in das Moos
Und klagt der Erde sein entsetzlich Los.
Die Sonne brennt hernieder lavaheiß,
Das Gras wird unter seinen Lippen weiß,
Rings alles stille, und allein den schrillen
Gesang ertönen lassen weit die Grillen.
So harrt er knieend halb, halb liegend hier
Und seufzt und keucht und heult gleich einem Tier,
Und flucht in Ohnmacht und in wilder Qual –
Und schon sinkt Dämmrung nieder in das Thal.
Die Sonn' erlischt, rings webt das heilige Schweigen.
Des Mondes Licht beginnt emporzusteigen,
Die Zeit, da zu den Quellen ziehn die Leuen.
Von fern vernimmt ihr Heulen Milon dräuen
Und fühlt schon, der Verzweiflung hingegeben,
Die Erde unter ihren Schritten beben.

Da rafft er sich noch auf mit aller Macht
Und ruft die Klage in des Waldes Nacht:

»O Luft, o Erde! Nacht, und ihr, o Götter!
Was bin ich, ach? Ein Spielzeug für euch Spötter!
Die Ziegen, die verirrt von ihrem Stalle,
Sind glücklicher; frei sind die Glieder alle,
Sie können fliehen, wenn die Luft erfüllen
Der Wölfe Bellen und der Löwen Brüllen –
Ich bin ein Sklav; so schlau zu Werk gegangen,
Hab' ich mich, Nacht, in deinem Netz verfangen.
Was nützt die Stärke mir, der Muskeln Kraft,
Der Sehnen Stahl, die Brust, so felsenhaft?
Mich hält der Stamm, und frei werd' ich nicht wieder!
Der Adler in der Höh' hat sein Gefieder,
Im Staub der Vielfuß seine flinken Beine;
Die Hilfe sind sie ihm, hat er sonst keine.
Der Vogel Schwingen, Flügel die Libelle,
Die Wolke jagt dahin, flink eilt die Welle –
Nur ich bin hier gefesselt und gekettet,
Und keine Hoffnung, daß mich jemand rettet!
Was ist mir Pein? Was mir die Hand, die lahm?
Was mehr mich schmerzt, mich übergießt mit Scham,
Daß jetzt die Leu'n, die ich so leicht gebunden,
Die meine Hand so mächtig überwunden,
So leichten Kaufs zu meiner Schande kommen,
Sich auf mich stürzen bald, von Gier entglommen
Und jubelnd heulen – o das schmerzt mich mehr,
Als daß der Morgen mir nicht wiederkehr'!«

Er schwieg im Schmerz, sein Haupt sank auf die Brust,
Und schon durchbricht mit Macht des Dickichts Wust
Der Löwen Zug und brüllt, dem Donner gleich.
Im Thale wittern sie die Beute gleich
Und nahen, auf ihr Opfer loszugehen.
Doch als sie den gewalt'gen Milon sehen,
Wie er gefangen stirbt in grimmer Pein,
Erschrecken sie und halten plötzlich ein
Und schleichen stumm – es faßt sie grauenhaft –
Zurück zum Wald vor der gebrochnen Kraft.

Jaroslav Vrchlický

Quelle:https://www.projekt-gutenberg.org/
vrchlick/gedichte/chap115.html

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in den Botanischen Garten