Extras - Figuren und Reliefs in aller Welt

Die Bronzegrabmäler der Henneberger Grafen in der Stiftskirche zu Römhild


Bild "Roemhild2_02.jpg"
Stiftskirche von Osten
Bild "Roemhild2_01.jpg"
Stiftskirche von Süden
Die thüringische Kleinstadt Römhild weist ein paar bemerkenswerte Schätze auf, die man im ersten Moment hier so gar nicht vermutet: So sollte man sich einen Besuch der Ausstellungen des Schlosses "Glücksburg" (welch schöner Name!) ebenso wenig entgehen lassen wie eine Besichtigung der Römhilder Stiftskirche. Im Anbau an der Südseite der Kirche kann man nämlich zwei Arbeiten aus der Werkstatt des berühmten Nürnberger Erzgießers Peter Vischer bewundern!

Bild "Roemhild2_03.jpg"
Stiftskirche innen nach Osten
Bild "Roemhild2_04.jpg"
Hochaltar
Die spätgotische Kirche mit ihren schönen Gewölben ist eine dreischiffige (Stufen-) Halle. Seit 1465 diente sie den Henneberger Grafen der Römhilder Linie als Grablege, im Ostchor (mit barockem Hochaltar von 1692) befinden sich etliche Grabplatten. Prunkstücke sind jedoch die bronzenen Grabdenkmäler im südlichen Anbau, die vom Nürnberger Meister Peter Vischer bzw. seinen Söhnen aus der Zeit um 1488-1510 stammen.
Bild "Roemhild3_01.jpg"
Hermann VIII. + Elisabeth
Bild "Roemhild3_24.jpg"
Otto IV.
Dabei handelt es sich einmal um die frei aufrecht stehende Figur des Henneberger Grafen Otto IV. und um den Sarkophag des Grafen Hermann VIII. von Henneberg mit seiner Gemahlin Elisabeth von Brandenburg.
Lange Zeit wenig beachtet ist das Grabmal seit dem Ende des 19. Jahrhundert von den Kunstexperten wiederholt beschrieben und ins Licht der Öffentlichkeit geholt worden. Trotzdem ist es heute nur wenigen bekannt - aber vielleicht ändert sich das ja noch. Denn es gibt immerhin eine mutige Frau, die im Angesicht des toten Ritters eine ganze Nacht neben ihm zugebracht hat...

Grabdenkmal in der Stiftskirche Römhild, Details
Bild "Roemhild3_02.jpg"Bild "Roemhild3_03.jpg"Bild "Roemhild3_04.jpg"
Bild "Roemhild3_05.jpg"Bild "Roemhild3_06.jpg"Bild "Roemhild3_07.jpg"

Das Grabdenkmal des Grafen Hermann VIII. von Henneberg und seiner 1507 verstorbenen Gemahlin Elisabeth, Tochter Albrecht Achills von Brandenburg ist ein Hochgrab, wie es im 14. und 15. Jahrhundert häufig ausgeführt wurde. Es ist vom Aufbau her dem Grabdenkmal des Erzbischofs Ernst von Magdeburg verwandt. (Das Grabmal des Erzbischofs Ernst im Magdeburger Dom gilt als bedeutendes Kunstwerk der Vischer-Werkstatt, Anm. hb).
Bild "Roemhild3_25.jpg"
Jakobus d. Ä.
Die Bildtafel des Römhilder Grabmals zeigt das jugendliche Ehepaar, einander zugekehrt und offenbar ohne Bildnisähnlichkeit. Den auf Löwen ruhenden Unterbau umgeben zehn Statuetten von Heiligen unter gotischen Baldachinen, zwischen denen wieder, wie in Magdeburg, die Wappen der Familie angebracht sind; an den Ecken der Grabtafel sind auf hohen Sockeln die Apostelsymbole  (Evangelistensymbole: Adler, Mensch, Stier, Löwe - hb) angebracht, welche (nebst verschiedenen Teilen der Architektur) über den Modellen für das Grabmal des Erzbischofs Ernst angefertigt sind. Dass das Denkmal in Römhild jedoch erst etwa ein Jahrzehnt nach dem Magdeburger Monument ausgeführt wurde, dafür spricht aber die weichere und schlankere Bildung, wie die reichere Belebung der kleinen Figuren, von denen mehrere schon dem Sebaldusgrabe näher stehen als denen am Magdeburger Grabmal, so wie die etwas nüchtern klassische Auffassung und Behandlung des gräflichen Ehepaares.*) (kursiv: Wilhelm Bode)

Grabdenkmal in der Stiftskirche Römhild, Details
Bild "Roemhild3_12.jpg"Bild "Roemhild3_08.jpg"Bild "Roemhild3_09.jpg"Bild "Roemhild3_13.jpg"Bild "Roemhild3_11.jpg"Bild "Roemhild3_14.jpg"Bild "Roemhild3_10.jpg"
Bild "Roemhild3_15.jpg"Bild "Roemhild3_16.jpg"Bild "Roemhild3_17.jpg"Bild "Roemhild3_18.jpg"Bild "Roemhild3_19.jpg"
Bild "Roemhild3_22.jpg"Bild "Roemhild3_20.jpg"Bild "Roemhild3_23.jpg"Bild "Roemhild3_21.jpg"

Kunstexperten können durch Stilvergleich vielleicht feststellen, welche Teile der Meister Peter Vischer selbst hergestellt hat, welche er seinen Gehilfen überließ. Für uns heutige ist es aber oft schon eine Rätselaufgabe, die Heiligenfiguren anhand ihrer Attribute zuzuordnen: so z. B. Katharina mit dem zerbrochenen Rad oder  Jakobus mit der Pilgermuschel ... Doch schauen Sie besser selbst in Römhild nach! Es lohnt sich - und leckere Thüringer Bratwurst und gutes Bier gibt es hier sowieso.

*) kursive Textstellen aus: Wilhelm Bode, Geschichte der Deutschen Plastik, Berlin 1887
Quelle: https://archive.org/details/geschichtederdeu00bode

Bild "2_next.png"
zum Silberaltar nach Pistoia