Neugotische Backsteinkirchen und -türme in der Altmark


Nicht nur trutzige Türme an Feldsteinkirchen prägen die Regionen der Altmark in Sachsen-Anhalt, in einigen Orten kann man schlanke Backsteintürme entdecken - am besten bei einer kleinen Fahrradrunde. Abseits der großen Straßen, weitgehend frei vom Verkehr, lässt sich die Landschaft der Altmark in wunderbarer Weise erfahren. Wir beginnen unseren Ausflug in

Mahlwinkel


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Der Name des 1416 erstmals erwähnten Dorfes nimmt Bezug auf eine ehemals hier existierende Mühle, die offenbar abgelegen - im Winkel - lag. Die alte Kirche des Ortes brannte 1857 nieder, doch schnell reiften die Pläne zu einem Neubau. Der Wiederaufbau wurde dann bis 1860 im damals modernen neugotischen Stil durchgeführt. In dieser Zeit wurden viele der neuen  Kirchenbauten in "alter Manier", d. h. in einer neuromanischen oder neugotischen Formensprache, errichtet. Auffällig an der Kirche Mahlwinkel ist vor allem die Turmpartie: Das quadratische Mittelteil wird von zwei schlanken zurückgesetzten Rundtürmen flankiert, wobei das Vorbild der romanischen Klosterkirche Unser Lieben Frauen in Magdeburg sofort offensichtlich wird:

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Vergleich: Kirche Mahlwinkel - links, Kloster "Unser Lieben Frauen", Magdeburg - rechts

Von der schönen Dreiergruppe*) der Türme bestehen die Rundtürme und der obere Teil des Mittelturmes aus Backstein, alles andere, vor allem das Kirchenschiff, ein neugotischer Saalbau mit Apsis, wurde dagegen aus rötlichen Feldsteinen errichtet, wobei Backsteinlagen, Strebepfeiler und Friese die Außenwände zusätzlich zieren.

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*) In der Romanik würde man hier vielleicht von einem "Westwerk" sprechen, doch ist die Kirche Mahlwinkel nicht wie üblich ausgerichtet: Die Turmgruppe befindet sich hier im Nordosten, die Apsis im Südwesten!


Vollenschier


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Auch der Name des im Jahr 1251 erstmals erwähnten Ortes Vollenschier lässt sich deuten - er leitet sich von 'Wolle scheren' ab. Die neogotische Kirche am Ortsrand wurde 1875-1878 im Auftrag des Gutsherren Kröcher in der Nähe des Gutshauses nach den Plänen von Conrad Wilhelm Hase (1818-1902), einem bedeutenden Vertreter des neugotischen Stils in Deutschland, gebaut. Die Kirche liegt idyllisch zwischen Bäumen, sie ist kreuzförmig und besteht aus Turmgruppe, Querschiff, Mittelschiff und Apsis. Die Turmgruppe besteht ebenfalls aus einem Mittelteil (mit Portalbau) und zwei seitlichen Rundtürmen. Doch wie anders ist die Ausführung im Vergleich zu Mahlwinkel!


Kirche in Vollenschier, Altmark
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Große spitzbogige Fenster, Ziergiebel und Anbauten schmücken die äußere Gestalt der Kirche. Ein phantasievolles Backsteintor mit Wappen (siehe weiter unten) führt auf den Kirchplatz. In dieser Form ist die schön gelegene Kirche ganz und gar untypisch für die Altmark. -> Tipp für Radfahrer: Der Altmark-Rundweg führt direkt an der Kirche vorbei. Man sollte aber nicht vorbeifahren, denn es lohnt anzuhalten!

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Staats

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Der ungewöhnliche Name Staats ist wendischen Ursprungs und bedeutet soviel wie Viehtrift. Landrat Wilhelm von Kröcher gab den Auftrag zum Bau der Kirche, die von 1880-1881 im neogotischen Stil errichtet wurde. Die Backsteinkirche besteht aus Turm, Schiff und Apsis und befindet sich inmitten des Friedhofes.
Kröcher ist der Name eines alten Adelsgeschlechtes, das Lehen und Güter in Vollenschier, Staats, Vinzelberg und anderen Orten besaß.
Turm, Schiff und Apsis, Kirche in Staats (Altmark)
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Vinzelberg


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In dem bereits 1006 (!) erstmals erwähnten Vinzelberg wurde ebenfalls im Auftrag des Landrates von Kröcher von 1866-1867 eine neue Kirche gebaut. Die neogotische Kirche am Dorfrand verfügt über einen hohen schlanken Turm. Das Schiff verwendet teilweise die Feldsteinfundamente der Vorgängerkirche mit.

An der Nordwand befindet sich die Gedenktafel des Wilhelm von Kröcher und seiner Frau Louise von Mitzlaff, 1867. Deutlich ist im Wappen ein Kamel (oder Dromedar) zu erkennen. Was hat es damit auf sich?

Dorfkirche Vinzelberg
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Der Legende nach trafen einst zwei Brüder - Vorfahren der Kröchers - bei den Kreuzzügen auf eine bewaffnete Schar von Sarazenen, die eine schöne Gefangene - eine Christin - auf einem Kamel und noch viele andere Schätze mit sich führten. Todesmutig stürzten sich die beiden Ritter auf die Sarazenen, befreiten das Mädchen und erbeuteten die wertvollen Schätze. Zum Andenken verewigten sie das Kamel in ihrem Wappen... Das ist eine wirklich schöne Geschichte, die Ritter Runkel in dieser Form wohl auch gern so erzählt hätte... ;-))

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Wittenmoor

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In Wittenmoor, der Name bedeutet soviel wie "Weidemoor", wurde die 1895 eingeweihte neoromanische Kirche von Ludolf Udo v. Alvensleben und seiner Frau Ida Bertha (geb. von Glasenapp) gestiftet. Die Kirche ruht ebenfalls auf den Fundamenten einer älteren Kirche, Wittenmoor wurde im Jahr 1140 erstmals erwähnt. Der Grundriss der neugotischen Kirche ist dreiteilig und besteht aus Turm, Schiff und Apsis. Über das Aussehen der Vorgängerkirche ist nichts bekannt.

Dorfkirche Wittenmoor (Altmark)
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Volgfelde

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Auch in Volgfelde hat einst eine Feldsteinkirche gestanden. Doch das Dorf ist im 30-jährigen Krieg völlig zerstört worden, wobei wahrscheinlich auch die Kirche Schaden nahm. Möglicherweise stammte die alte Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert. Sie wurde im 18. und 19. Jahrhundert jedenfalls stark verändert. Der heutige Feldsteinbau auf dem Friedhof hat einen Backsteinturm, ist dreiteilig und besteht aus  Apsis, flachgedecktem Schiff und der Turmgruppe.


Dorfkirche Volgfelde
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Wird fortgesetzt...

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