Brunnen und Wasserspiele in Deutschland:

Kempten im Allgäu


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"Röm. Feldherr"
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Rathaus
Wo soll man beginnen bei einer so geschichtsreichen Stadt wie Kempten? Schließlich ließ schon Kaiser Tiberius (14-37 n.u.Z.) auf der Hochfläche über der Iller eine städtische Siedlung errichten, für die der alte keltische Name Cambodunum übernommen wurde. Von den Alemannen zerstört, wieder aufgebaut, gefördert durch Hildegard, die Gemahlin Karls des Großen, dann Grafschaft und Reichsstadt, entstanden im Laufe der Jahrhunderte mit der "Stiftsstadt" und der bürgerlichen ehemaligen "Reichsstadt" zwei Siedlungschwerpunkte, deren unterschiedliche Struktur bis heute beim Stadtbummel erkennbar ist und die mit ihren Bauten und Plätzen den besonderen Reiz Kemptens ausmacht. An den Plätzen der Stadt finden wir zahlreiche Brunnen - fangen wir deshalb einfach mit einem alten Römer vor dem Rathaus an!

Der Rathausbrunnen


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Dieser Brunnen auf dem Rathausplatz ist wirklich ein Schmuckstückt! Er wurde bereits 1601 aufgestellt. Oben auf der Brunnensäule steht ein römischer Feldherr (so wie man ihn sich um 1600 vorstellte). Seine Darstellung diente vielleicht schon damals als Hinweis und Rückbesinnung auf eine lange geschichtliche Tradition. Der "Römer" hält zwei Wappenschilde (Reichs- und Stadtwappen) in den Händen. Die Brunnensäule wächst aus Akanthusblättern heraus und trägt am Schaft die Wappen der damaligen Bürgermeister Raimund Dorn und Josef König. Phantasievolle Putten, Delfine und Masken dienen als Wasserspeier. 1991-1993 wurde der Brunnen restauriert, die vom Kemptener Bronzegießer Dionysus Frey (1) um 1600 geschaffene Brunnensäule durch eine Kopie ersetzt. Das Original der Säule befindet sich seitdem im Allgäu-Museum. Sehr schön anzusehen ist am Brunnenbecken auch das aus dem Jahr 1886 stammende schmiedeeiserne Gitter (Entwurf Adolf Leichtle (1841-1913), 1).

Rathausbrunnen in Kempten
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Georg Dehio würdigte diesen Renaissancebrunnen mit den Worten "ausgezeichnet durch Frische und Anmut in der Erfindung und hohe technische Vollendung". (2)
Zum alljährlichen Kemptener Weihnachtsmarkt im Winter werden am Brunnen Schnitzwerke und Krippen ausgestellt.
Wir gehen wenige Schritte weiter zur Stadtpfarrkirche St. Mang. Hier auf dem St.-Mang-Platz vor der St. Mang Kirche befindet sich ein weiteres Brunnenhighlight:

Der St.-Mang-Brunnen


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Unter einem (mit Ranken und Wappen) bemalten und auf vier Säulen stehenden Baldachin steht ein junger Mann, der mit der rechten Hand den Segensgruß entbietet und in der anderen Hand fest das Kreuz an die Brust drückt. Eine Tafel am Brunnen klärt auf, dass "im 8. Jahrhundert die irischen Mönche Magnus und Theodor als Sendboten des Klosters St. Gallen die hier ansässigen Alemannen zum Christentum (bekehrten)". Der Hl. Magnus (oder St. Mang) wird deshalb als "Apostel des Allgäus" verehrt.

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Die mittlere Schale des dreistufigen Brunnens wird von zweischwänzigen männlichen und weiblichen Wesen mit toller Haarpracht gehalten, zwischen ihren Köpfen speien Masken das Wasser in die untere Schale.

An der Außenseite des großen Beckens, am Fuße der Säulen, befinden sich auf steinernen Sockeln vier bronzene Tiere mit ihren jungenhaften Reitern bzw. Faunen. Die Tiere stellen einen Hirsch, eine Hirschkuh, einen Steinbock und ein Einhorn dar. Sie symbolisieren zusammen mit den lustigen Reitern, von denen nur einer menschliche Füße hat, die vier Elemente. Wie das? Nun, einer hat Flossen, einer hat Vogelkrallen und ein anderer hat Hufe...

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Auf einem anderen Blatt (neben dem Brunnen) liest man folgende unglaubliche Geschichte (insbesondere was die präzise Höhenangabe betrifft ;-)) zur Entstehungsgeschichte des St.-Mang-Brunnens:

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"Im Jahre 1234 n. Chr. litt Kempten und die Umgebung an einer unfassbar langanhaltenden Dürreperiode. 22 Wochen zogen bereits vorüber, ohne dass es nur einmal geregnet hat. Doch an einem weiteren sehr warmen und erneut trockenen Sommertag geschah ein unfassbares Ereignis auf dem St. Mang  Platz. Ein Hirsch, eine Hirschkuh, ein Steinbock und ein Einhorn kamen aus verschiedenen Richtungen auf diesem Platz zusammen. Als diese vier Tiere sich in einem Kreis gegenüberstanden, fing die Erde an zu beben. Genau in ihrem Mittelpunkt öffnete sich der Boden und eine 87,3 Meter hohe Wassersäule erhob sich aus dem Boden und schenkte den KemptnerInnen das lang ersehnte Wasser - die Dürrezeit war vorbei. Um an dieses besondere Erlebnis auch heute noch zu gedenken, wurde 1905 dieser Brunnen erbaut und erfreut die Bürger jeden Sommer mit erfrischendem Wasser." (Text: Stadtführung der alternativen Geschichte)

Tiere und ihre seltsamen Reiter
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Bleibt noch zu ergänzen, dass dieser Jugendstil-Brunnen vom Bildhauer Georg Wrba (1872-1898) entworfen wurde, der daraufhin in Anerkennung als  Professor in München berufen wurde.

Am Brunnen gerade noch lesbar ist auch, dass er "Errichtet (wurde) aus einer Zuwendung des Bayrischen Staates und einem Vermächtnisse des Herrn Christian Marco Calgeer Bürgers von Kempten".


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St. Lorenz

Hildegardbrunnen auf dem Hildegardplatz

Stift und Stadt - das führte jahrhundertelang in der Doppelstadt Kempten zu Auseinandersetzungen. Hildegard, die Gemahlin Karls des Großen förderte das bereits Mitte des 8. Jahrhunderts unter Abt Audogar gegründete Kloster. Auch die günstig an den Handelswegen gelegene städtische Siedlung im Tal entwickelte sich gut und wurde 1361 "Freie Reichsstadt". Da blieben Spannungen zwischen Stift und Stadt nicht aus. Im 17. Jahrhundert wurden nach Zerstörungen Kloster und Kirche neugebaut, die sogenannte "Stiftsstadt" erhielt 1712 sogar eigenes Stadtrecht. 1802/03 kamen Stiftsstadt und Reichsstadt zu Bayern.

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Der Brunnen in der Stiftsstadt am Hildegardplatz nimmt auf die Geschichte Bezug: Über dem Ring mit kleinen Vögeln stehen auf der Plattform der Brunnensäule zwei Kinder mit ausgestreckten Armen unter einem Apfelbäumchen. Sie symbolisieren die beiden ehemals verfeindeten Städte. Die Gestaltung lässt vielfältige Gedanken zu: Die Feindschaft ist vorbei und es muss dabei nicht immer Umarmung sein. Apfelbaum und Vögel erinnern an das (wiedergefundene?) Paradies, die Kinder - ein Mädchen und ein Junge - tragen Badebekleidung; sie sind eindeutig Kinder von heute und sie haben ein Recht auf Zukunft.

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Das Brunnenbecken besteht aus Muschelkalk. Auf dem Rand des Beckens tummeln sich verschiedene Tiere (Krebs, Fisch, Frosch, Schlange usw.), die auf Knopfdruck Wasser speien.

Der Brunnen wurde von der Bildhauerin Christiane Sandler gestaltet und im Jahr 2013 in Betrieb genommen.

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Damit sind wir längst nicht am Ende unseres Brunnenspazierganges, schließlich soll es in Kempten über 40 (nach anderen Quellen sogar über 60) Brunnen geben. Schauen wir uns also noch ein wenig weiter um...

Brunnen auf dem Franziskanerplatz

Lenzfried ist längst ein Stadtteil von Kempten. Auf dem Franziskanerplatz vor dem ehemaligen Franziskanerkloster finden wir ein Brunnenbecken, das für den Durstigen Trinkwasser bereit hält.

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Wir überqueren die Iller, passieren das wiederaufgebaute Metzgertor (oder Illertor) und stehen an der Ecke Bäckerstraße/Ankergässle vor dem

Ankergässlebrunnen

Der etwa 1,90 Meter hohe gusseiserne Brunnen stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Er wurde im "Königlich württembergischen Hüttenwerk Wasseralfingen" bei Aalen gegossen. (2)


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Von hier sind es nur wenige Schritte bis zum St.-Mang-Platz und weiter bis zum Rathausplatz mit den  Brunnen. Am St.-Mang-Brunnen kann man immer wieder neue Details entdecken, zum Beispiel unterschiedliche Tierköpfe... Aber wir halten uns diesmal bei St. Mang nicht lange auf gehen weiter und kommen hinter dem Rathaus schließlich zum ...

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Details am St.-Mang-Brunnen


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Fischerbüblebrunnen

Das ist passend: Der Fischerbüblebrunnen steht natürlich in der Fischerstraße und erinnert an die Fischer, die in der Iller einst ihre Fische fingen. Der Brunnen wurde 1975 anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Kemptener Fischereivereins eingeweiht, Frau Traute Schwayer hat ihn gestiftet. Die Figur des Fischerjungen spricht offensichtlich besonders die Kinder an, die Erwachsenen nehmen da viel weniger Notiz.
Das "Fischerbüble" wurde vom Bildhauer Fideles Bentele (1905-1987) geschaffen.

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Wasserspiele und Anna-Schwegelin-Brunnen vor der Residenz

Die einstige Zweiteilung der Stadt wird am Residenzplatz architektonisch besonders deutlich. "Die Residenz des Fürststifts Kempten ist der erste monumentale Klosterkomplex Deutschlands nach dem Dreißigjährigen Krieg." (Infotafel am Gebäude) Heute ist der beeindruckende Bau Sitz von Behörden. Vor der langen Fassade befinden sich Wasserbecken mit kleinen Fontänen.

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Und wer war Anna Schwegelin? Eine Tafel klärt auf: Maria Anna Schwegelin (1734-1781) war eine Dienstmagd, der in Kempten der Prozess wegen angeblicher Hexerei gemacht wurde. Mit dem Brunnen und einer Stele soll deshalb an das Leiden und Sterben all derer erinnert werden, die den jahrhundertelangen Hexenverfolgungen ausgesetzt waren. Der (leider zur Zeit der Fotoaufnahme trockene) Granitbrunnen wurde von den Bildhauerinnen Andrea Ziereis und Waltraud Funk gestaltet.

Noch mehr Brunnen...

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Es gibt noch viele weitere Brunnen in Kempten, manche waren zur Zeit der Fotoaufnahme trocken bzw. liefen nicht mehr. Vielleicht war aber bei letzteren am Abend auch bloß das Wasser schon abgestellt...

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Immerhin, der Kneipp-Brunnen in der kleinen Grünanlage (Mühlweg/Hohe Gasse) tröpfelte still vor sich hin. Beim Brunnen steht eine Büste des Herrn Kneipp, der in seinen Schriften die heilsame Wirkung von Wasseranwendungen propagierte. Und wer einmal in einer eiskalten Kneippanlage seine Runde gedreht hat, der weiß, wie gut das tut. Sehr zu empfehlen!
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Kein Wasser lief dagegen beim Marienbrunnen vor der Seelenkapelle in das Becken. Hans Wachter hat diesen Brunnen mit der Figur der Jungfrau Maria und dem Jesuskind im Jahr 1990 gestaltet.

Vom Bildhauer Hans Wachter stammt auch der "Entenbrunnen" auf dem Platz vor der Kunsthalle Memminger Straße. Wie man der Tafel entnehmen kann, wurde der Brunnen im Jahr 1981 von der Sozialbau Kempten GmbH anlässlich ihres 25jährigen Bestehens gestiftet.

Entenbrunnen
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Der Mühlradbrunnen

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Es gibt in Kempten also eine Menge zu entdecken. Und es gibt immer wieder die eine oder andere Überraschung! So wurde im Jahr 2010 im Mühlbachquartier am Beginn der Gerberstraße ein etwa vier Meter großes Mühlrad zusammen mit dem Wasserlauf durch die Gerberstraße eingerichtet. Der Wasserlauf erinnert an den historischen Bach, der einst hier floss und von den Gerbern genutzt wurde. Heute lädt die Straße zum Einkaufen und Bummeln ein, und wir ruhen unsere Füße hier jetzt bei einem Schoppen Wein aus...



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nach Koblenz

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Literatur (-tipps) und Quellen:
(1) Helmuth Hüttl: Brunnen in Kempten, dem Allgäu und dem angrenzenden Württemberg, Books on Demand GmbH, Norderstedt, 2014
(2) Thomas Schafroth, Kemptener Brunnen, Buchhandlung und Verlag Tobias Dannheimer GmbH, 2015