Brunnen in Bozen

Bozen - die größte Stadt der Region und Sitz der Landesregierung der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol -  liegt malerisch von Bergen umgeben in einem Talkessel, in dem gleich drei Flüsse vorhanden sind: die Etsch, der Eisack und die Talfer. So prägen nicht nur Berge sondern eben auch Wasser in ganz verschiedener Weise die Stadt: mehrere Brücken, die berühmte Wassermauerpromenade und etliche öffentliche Brunnen können auf einem Rundgang erkundet werden. Wir starten unseren kleinen Spaziergang durch die Altstadt am Bahnhof.

Der Froschbrunnen am Bahnhofsplatz in Bozen

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Bahnhofsvorplätze sind architektonisch oft der Auftakt zur Stadt. Der 1929 errichtete Froschbrunnen wurde deshalb mit der Absicht errichtet, diesen städtischen Eingangsbereich in Bozen aufzuwerten. In dem großen Brunnenbecken erhebt sich in seiner Mitte ein Postament mit einer Brunnenschale, das stilisierte Amphoren enthält. Die fünf zentralen Amphoren symbolisieren die Südtiroler Flüsse Etsch, Eisack, Telfer, Rienz und Passer. Aus ihrer Mitte steigt ein Wasserstrahl, der sich zunächst in die Schale und über ihren Rand dann in das große Becken ergießt. Auf dem Beckenrand sind jeweils in Dreiergruppen insgesamt 12 Frösche angeordnet, die ebenfalls Wasser in das Becken speien.

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Froschbrunnen, Bildquelle: /1/
Auf dem Postament findet man Hinweise auf die Künstler: Entworfen hat den Brunnen der Architekt Francesco Rossi, die bildhauerischen Arbeiten stammen von Ignaz Gabloner.

Im zweiten Weltkrieg (1944) wurde der Brunnen durch einen Bombentreffer zerstört. Elf Jahre später konnte er leicht verändert wiedererrichtet werden. Wie man auf einem alten Foto /1/ sehen kann, waren die Wasserstrahlen früher wesentlich eindrucksvoller...

Der Laurin-Brunnen

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Das ist keine leichte Geschichte - Dietrich von Bern und König Laurins Rosengarten: Heute würden wir es unter Tourismusmarketing einordnen, als 1907 auf der Bozener Wassermauer der Laurin-Brunnen aufgestellt wurde. (Von hier aus kann man in den Dolomiten den "Rosengarten" sehen.) Doch der Brunnen barg Konfliktpotenzial: "Germanischer Held" und "romanischer Zwergenkönig" - im faschistischen Italien des Jahres 1933 wurde der Brunnen zerstört und entfernt. Erst 1996 wurde der Laurin-Brunnen wieder aufgestellt, er befindet sich heute auf dem Silvius-Magnus-Platz vor dem Palais Widmann. (Leider ist die Diskussion um die angebliche politische Symbolik bei einigen Bevölkerungsgruppen bis heute nicht abgeklungen.)
Kennen Sie die Sagen um Dietrich von Bern und daraus die Geschichte von König Laurins Rosengarten? Es gibt verschiedene Varianten, Willi Fährmann erzählt die Episode so:

Dietrich herrschte in seinem Lande als ein guter König. Die Sänger rühmten seine Taten und manchmal machten sie ihn in ihren Liedern noch mutiger und größer, als er wirklich war. Dann sagte Hildebrand: "Aber den Zwergenkönig Laurin, den hat noch keiner besiegt!"
Das kam Dietrich eines Tages zu Ohren. Er ging zu Hildebrand und wollte wissen, was es mit dem Zwergenkönig auf sich hatte. Er sagte: "Wie kann ein Zwerg einem Ritter wie mir gefährlich werden? Hildebrand, du hast sicher eine Geschichte erfunden."
Da berichtete Hildebrand, was er von Laurin wusste: "Laurin lebt hoch im Gebirge in Tirol. Er hat seinen Palast in einen Berg gebaut. Er soll reicher sein als jeder andere und in seiner Schatzkammer funkeln Edelsteine und goldenes Geschmeide. Mancher tollkühne Mann hat schon versucht Laurin zu bezwingen. Aber jeder hat es bitter bezahlen müssen. Laurin hat ihm die linke Hand und den rechten Fuß abgeschlagen."
Als Hildebrand seinen Herrn ungläubig dreinschauen sah, da fur er fort und sagte: "Ganz oben im Gebirge hat Laurin das Schönste, was ein Menschenauge je gesehen hat. Umgeben von schneebedeckten Gipfeln wächst ein Rosengarten. Sein süßer Duft erfüllt die ganze Gegend. Rund um den Garten hat Laurin einen dünnen Seidenfaden gespannt. Niemand, außer dem Zwergenkönig selbst, darf den Rosengarten betreten. Würde es einer dennoch wagen und den Faden berühren, er müsste es mit Hand und Fuß und mit seinem Leben bezahlen."
"Ich würde mich nicht fürchten, den Spinnenfaden zu zerreißen!", prahlte Wittich.
Dietrich aber sagte: "Den schönen Garten möchte ich sehen, den Rosenduft riechen."
Am folgenden Tag schon ritten Dietrich und Wittich auf Tirol zu.
Obwohl sie ihre besten Waffen bei sich trugen, machte sich Meister Hildebrand Sorgen. "Ich habe den beiden einen Floh ins Ohr gesetzt", sagte er, "wer weiß, vielleicht geraten sie in große Bedrängnis."
Er machte sich auf und folgte ihnen. Dietleib von Steier und sein Neffe Wolfhart begleiteten ihn. Dietrich und Wittich fanden den Rosengarten bald. Er lag umsäumt von saftigen Almwiesen. Die Rosenstöcke waren mit allerlei Geschmeide geschmückt und hatten herrliche Blüten hervorgetrieben.
"Hildebrand hat Recht", sagte Dietrich, "ein Paradiesgarten könnte nicht schöner sein."
Sie standen und schauten und staunten. Dietrich sagte: "Wenn's mit dem Garten stimmt, dann wird Hildebrand sicher auch von Laurin die Wahrheit gesagt haben. Wir haben den Garten gesehen, das soll uns genügen. Lass uns fortreiten!"
Wittich aber trieb sein Pferd an, zerriss den Seidenfaden und ritt kreuz und quer durch die Rosen, bis alles niedergestampft war. Laurin ließ nicht lange auf sich warten. Auf seinem zierlichen Pferd galoppierte er herbei und schrie voll Zorn: "Das sollt ihr mir büßen! Ich werde euch Hand und Fuß abschlagen."
Dietrich bedauerte, dass Wittich den Garten zerstört hatte. Er bot Laurin an: "Es tut mir Leid, was mit deinem Garten geschehen ist. Ich will dich mit viel Gold und Silber entschädigen. Wenn das Frühjahr kommt, werden die Rosenstöcke bestimmt neu ausschlagen." "Was soll ich mit Gold und Silber!", schimpfte Laurin. "Ihr kommt fremd hierher und wir kannten uns nicht. Und doch habt ihr mutwillig mein liebstes Kleinod verwüstet. So mögen Straßenräuber handeln und wie Straßenräuber will ich euch bestrafen."

(... Und so kommt es zum Kampf zwischen ihnen...)

Schon geriet Dietrich durch Laurins Kampfkunst in Bedrängnis, da schallten Hufschläge durch das Tal. Hildebrand, Dietleib und Wolfhart kamen herbeigeprescht.
Hildebrand rief Dietrich zu: "Spring ab vom Pferd, Dietrich! Schlag Laurin mit dem Schwertknauf aufs Haupt! Nur so ist er zu bezwingen."
Bevor Dietrich auch nur sein Schwert gehoben hatte, war es Laurin gelungen, dem Berner seinen Löwenschild aus der Hand zu schlagen. Aber dann prallte der Knauf von Dietrichs Schwert Eckesachs dem Zwerg auf den Helm. Laurin sank wie betäubt zu Boden.
Dietrich wollte nach ihm greifen, aber Laurin vermochte es, sich die Tarnkappe über den Kopf zu stülpen. Im selben Augenblick war er unsichtbar.
Nun prasselten die Schwerthiebe nur so auf Dietrich ein. Wohin er mit Eckesachs auch schlagen und stoßen mochte, stets traf er ins Nichts.
"Versuche ihn mit den Händen zu packen!", rief Hildebrand. "Reiß ihm im Ringkampf seinen Zaubergürtel vom Leib! Dann verliert er seine Kraft."
Dietrich erwischte den Zwerg, hob ihn am Gürtel in die Höhe und warf ihn mit Wucht auf den Boden. Dabei zerriss der Gürtel. Laurin flehte um sein Leben...

zitiert aus:
Deutsche Heldensagen - erzählt von Willi Fährmann, Dietrich von Bern; Thienemanns Verlag Stuttgart, 1989


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Der Laurin-Brunnen wurde von den Bildhauern Andreas (auch: Andrä) Kompatscher und Arthur Winder gestaltet.
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Der Walther-Brunnen auf dem Waltherplatz

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Nur wenige Schritte weiter kommen wir in die "Gute Stube" von Bozen - auf den Walther-von-der-Vogelweide-Platz, kurz Waltherplatz genannt. Unübersehbar wird der Platz von dem monumentalen Denkmal für Walther von der Vogelweide dominiert. Das drei Meter hohe Standbild des Minnesängers steht auf hohem Sockel, in dessen unteren Bereichen Schwäne (als Sinnbild für Gesang) und Löwenköpfe Wasser speien. Im 19. Jahrhundert gab es die Ansicht, dass Walther von der Vogelweide aus Südtirol stammte, gestützt durch eine Textstelle eines anderen Dichters (Wolfram von Eschenbach), bei der es heißt, die "Nachtigall" trinke lieber Bozener Wein statt Wasser. Tatsächlich ist die Herkunft Walthers von der Vogelweide nicht belegbar, die geographische Verortung einer  "Vogelweide" beanspruchen auch andere Gemeinden.
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In Bozen aber war man damals schnell dabei Nägel mit Köpfen zu machen - ein Komitee wurde gegründet und ein Denkmal mit deutsch-nationaler Symbolkraft an der deutsch-italienischen Sprachgrenze sollte errichtet werden. 1889 wurde in Bozen feierlich das Walther-Denkmal auf dem damaligen Johannsplatz, heute Waltherplatz, eingeweiht. Es besteht aus Laaser Marmor, geschaffen hat es der Bildhauer Heinrich Natter (1844-1892). Doch auch dieses Denkmal geriet in die nationalistischen Diskussionen, es wurde 1935 von den italienischen Behörden entfernt und versetzt, erst seit 1985 kann man den Minnesänger wieder auf dem Bozener Hauptplatz bewundern. Übrigens: Etwas weiter südlich in Trient wurde 1896 als italienische Antwort auf das Walther-Denkmal ein ebenso monumentales Dante-Denkmal eingeweiht.

Walther-von-der-Vogelweide-Denkmal und -Brunnen
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Brunnen der Kurie

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Hinter der Pfarrkirche "Maria Himmelfahrt" zu Bozen (dem "Dom") kann man auf dem Platz vor der bischöflichen Kurie einen modernen Brunnen aus dem Jahr 1998 entdecken. Neben den schlanken Bronzefiguren liegen Travertin-Gesteinsblöcke, aus denen das Wasser quillt. Der Bildhauer Michael Höllrigl schuf diesen an eine Felsenquelle erinnernden Brunnen.

Brunnen der Kurie
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Anton-Schiestl-Brunnen

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Gleich um die Ecke klärt uns an der Wand eine mehrsprachige Tafel über den Anton-Schiestl-Brunnen auf:
Anton Schiestl (*Innsbruck 1832  +Bozen 1900) gründete im Jahr 1862 den Turnverein Bozen, den ersten modernen Verein unserer Stadt. 1874 wurde unter der Führung Schiestls die Freiwillige Feuerwehr Bozen durch Mitglieder des Turnvereins gegründet. Beide Vereine waren die tragenden Elemente der Bozner Zivilgesellschaft, bis das faschistische Regime im Zuge der Unterdrückung der deutschen und ladinischen Bevölkerung die Freiwillige Feuerwehr im Jahr 1925 und den Turnverein Bozen 1926 auflöste und verbot.
Zu Ehren von Anton Schiestl wurde 1904 diese Gedenktafel des Künstlers Andrä Kompatscher am Walther-von-der-Vogelweide-Platz enthüllt. Im Jahr 1911 wurde die Gedenktafel hierher verlegt und an einem Brunnen angebracht, der daraufhin im Volksmund als "Schiestl-Brunnen" bezeichnet wurde.
Während der alliierten Luftangriffe des II. Weltkrieges wurden im Dezember 1943 mit weiten Teilen des Pfarrplatzes auch der Brunnen und die Gedenktafel zerstört.
Die Gedenktafel für Anton Schiestl wurde im Jahr 2015 zum 115. Todestag Anton Schiestls, des Vaters der Zivilgesellschaft Bozens wiedererrichtet.
Steinmetzin: Sandra Heidenwolf, Südtirol Stein/Herlan

Textquelle: Tafel am Brunnen

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Bozen ist eine außerordentlich brunnenreiche Stadt. Dankenswerterweise hat die Stadtgemeinde Bozen, Assessorat für Kultur, Amt für Museen und kunsthistorische Kulturgüter, einen Flyer /1/ herausgegeben, der einen Rundgang zu 50 Objekten, die irgendwie mit Wasser zu tun haben, darunter 33 Brunnen, beinhaltet. Es lohnt sich, die Stadt auf diesem Weg zu erkunden! Wir werden unseren Spaziergang aber jetzt im Getümmel der Altstadtgassen beenden und steuern direkt auf den bereits von Goethe beschriebenen Obstmarkt zu. Dort an der Ecke Laubengasse treffen wir auf den "Gabelwirt":
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Der Neptunbrunnen auf dem Obstmarkt

"Gabelwirt" - so nennt der Volksmund in Bozen die bronzene Figur des Dreizack schwingenden Neptun. Der Meeresgott steht zusammen mit drei Delphinen, die Wasser in darunterliegende Schalen speien, hochaufgerichtet auf einem Marmorsockel. Viele berühmte Persönlichkeiten haben auf ihrem Weg nach Italien in einem der hier vorhandenen Wirtshäuser Station gemacht. Und diente/dient der Neptunbrunnen ausschließlich der Repräsentation, so ist doch gleich daneben ein Brunnen für die damalige öffentliche Wasserversorgung vorhanden.

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Fischbänke und Fischbrunnen

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Von dieser Art Brunnen für die öffentliche Wasserversorgung gibt es etliche in Bozen, doch wie gesagt - wir beenden jetzt unseren Bozen-Bummel im Getümmel: Am Fischbrunnen kommen wir kaum näher heran, denn er ist dichtumlagert. Hier gibt es die legendären Bruschette und anderes mehr... Immerhin kann man (von fern) auf der Informationstafel an der Wand im Hintergrund noch Interessantes aus der Historie des Brunnens erfahren:
Fischbänke und Fischbrunnen
Der Marmorbrunnen mit den Fischreliefs samt gemauertem Fischbehälter von ca. 1830 sowie die von Franz Ehrenhöfer 1932 gestalteten Fischbänke erheben sich an der Stelle einer schon seit 1327 bezeugten Fischauslage.

(Tafeltext in it., dt., eng.)
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/1/ Flyer: Historische Stätten und Objekte, Bozen. Wasser-Routen. Herausgegeben von der Stadtgemeinde Bozen, © Stadtgemeinde Bozen, Assessorat für Kultur, Amt für Museen und kunsthistorische Kulturgüter


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nach Trient