Figuren und Reliefs in aller Welt:

Plastiken und Skulpturen in Aarhus (Dänemark)

Bunt:
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Aarhus - die zweitgrößte Stadt in Dänemark (nach Kopenhagen) - ist eine bunte Stadt! Das lässt sich am besten auf dem Dach des berühmten ARoS Kunstmuseums überprüfen, von wo aus man seinen Blick in alle Richtungen über die Stadt schweifen lassen kann...

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Verstörend:
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"Boy" von Ron Mueck
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2017 konnte sich Aarhus mit dem Titel "Europäische Kulturhauptstadt" schmücken. Kunstmuseum, Dom, Innenstadt - es gibt viel zu entdecken in Dänemarks zweitgrößter Stadt. Zu Beginn empfiehlt sich wie gesagt der Überblick vom farbigen Dachring des Kunstmuseums. Die Sammlungen des Museums beinhalten im Wesentlichen moderne Kunst (Gemälde, Skulpturen, Sonderausstellungen), zum Beispiel trifft man "Adam und Eva" (Sven Rathsack, 1913/1917), doch kann man auch den riesigen "Boy" (1999) von Ron Mueck "hautnah" erleben.
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"Boy" von Ron Mueck
Die Faszination, die von "Boy" ausgeht, beruht einerseits auf der absoluten Perfektion der Körpergestaltung.  Andererseits ist er so zwischen Spiegeln platziert, dass der Raum um ihn endlos erscheint und er vielfach und von mehreren Seiten gleichzeitig sichtbar ist. Wer würde sich da nicht ängstlich hinkauern...

Wieder an der frischen Luft stellt man schnell fest, dass Aarhus am Wasser liegt und den wirtschaftlichen Erfolg seit den Wikingern dem Seehandel verdankt. Doch am Wasser hat sich das ehemalige Hafengelände sehr verändert: Hier gibt es Wasserspiele, verschiedene Skulpturen - und das neue Kulturzentrum Dokk-1 ist ein richtiger Familientreffpunkt und beherbergt unter anderem  die neue Bibliothek. Vor der Freitreppe der Bibliothek steht der "Seemann" - das Denkmal für die mehr als 2000 dänischen Seeleute, die ihr Leben während des Zweiten Weltkrieges verloren. Die Bronzeplastik schuf Johannes Hedegaard (1915-1999) im Jahr 1952.

Klassisch:
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Denkmal für die während des Zweiten Weltkriegs umgekommenen dänischen Seeleute

An der Waterkant in Aarhus kann man aber auch ziemlich seltsamen Bronzeplastiken begegnen: Zum Beispiel der "Sirene", die irgendwie einer Art Muschel ähnlich sieht, oder dem "Poseidon" (A. Kassen, 2017), der mehr an einen Schuhlöffel erinnert. Bei letzterem klärt die angebrachte Tafel auf, dass hier das Wasser im Hafen mitgeformt hat. Immerhin kann man drauf sitzen...
Seltsam:
"Sirene" und "Poseidon" im Hafengelände
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Seltsame Gestalten begegnen einem aber auch in der Innenstadt. Die ein Terrassendach tragenden Karyatiden*) verleugnen ihre erotische Komponente trotz ihrer teilweise an ägyptische Götter erinnernde Fremdartigkeit durchaus nicht...
Exotisch-erotisch:
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*) Karyatiden sind weibliche Figuren, die ein Gebälk, Dach o. ä. auf ihren Köpfen tragen

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  "Madam" Hermes
Zweifellos gehört Praxiteles (ca. 390 bis ca. 320 v.d.Z.) zu den bedeutendsten Bildhauern der griechischen Antike. Mit seiner Aphrodite von Knidos schuf er die erste lebensgroße vollkommen nackte Darstellung einer griechischen Göttin überhaupt. Auch sein Hermes von Olympia mit dem kleinen Dionysosknaben auf dem Arm gilt zu Recht als absolutes Meisterwerk. Man beachte nur, wie kunstvoll Körperdrehung, Gewichtsverlagerung und Spannung austariert sind!

"Der Götterbote Hermes hält das neugeborene Dionysosknäblein auf seinem linken Arm. Auf dem Wege zu den Nymphen von Nysa, die den neugeborenen Gott aufziehen sollen, hält er einen Augenblick ein und ergötzt sich und den kleinen Halbbruder mit einem köstlichen Spiel. In der hocherhobenen rechten Hand (der rechte Arm ist verloren - hb) hält der Gott der Diebe, Hermes, dem Gott des Weins eine Traube hin, die er eben von einer Rebe gepflückt und nach der das Dionysosknäblein mit patschigen Händchen zu greifen sucht. In diesem tänzelnden Spiel gipfelt die in aufwärtsschwingenden Bogenbewegungen aufgebaute Komposition, die den Betrachter in ein unbeschwertes Götterland entrückt. Traum und Wirklichkeit sind in diesem Werke eins." (J. Dörig, /1/)
Verwirrend:
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Schon in der Antike wurden Kopien von Meisterwerken angefertigt, und diese Praxis hat sich bis heute erhalten. Christian Lemmerz schuf im Jahr 2001 die in Aarhus aufgestellte Bronze"kopie" der Hermesgruppe. Doch halt, was ist denn das? Bei näherem Hinsehen unterscheidet sich diese Figur an gewisser Stelle doch sehr von der antiken Vorlage... Hat sich der Bildhauer einen Scherz mit uns erlaubt? Ging ihm beim Schaffensprozess der Gedanke an die schöne Liebesgöttin Aphrodite im Kopf herum? Oder ist das ein Beitrag zur diversen Genderproblematik? Vielleicht sollte man das Ergebnis deshalb eher als eine "Hermaphroditin" ansehen. Denn nicht umsonst kann man an der Seite in großen Buchstaben das Wort MADAM lesen. Verwirrend...
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  "Knoten"

Was für ein Glück, dass uns da der "Knoten" zwar abstrakt aber doch eindeutig verdreht daherkommt.
    

/1/ J. Dörig, Die Späte Klassik · 400-323 v. Chr., in: J. Boardman/J. Dörig/W. Fuchs/M. Hirmer, Die griechische Kunst, München 1984, S. 173 und Tafel 233.

Natürlich gibt es in Aarhus noch viel viel mehr zu sehen. Vielleicht beim nächsten mal...

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nach Bergen, Norwegen