Reliefs und Wandbilder in Dresden - Teil 3: Der Fürstenzug


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Fürstenzug (Detail)
An der Außenwand des Stallhofes in der Augustusstraße werden auf einer Länge von 102 Metern und auf etwa 25000 Fliesen aus Meißner Porzellan die Regenten des Hauses Wettin in einem monumentalen Reiterzug dargestellt. Dieser "Fürstenzug" ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten Dresdens. Doch nicht nur Fürsten werden abgebildet: Insgesamt sind 94 Personen auszumachen, davon sind 35 Vertreter des Herrscherhauses Wettin (Grafen, Herzöge, Kurfürsten und Könige), die anderen stellen  Herolde, Bannerträger, Adelige, Soldaten, Knappen, Wissenschaftler, Handwerker, Künstler, Studenten und Kinder dar. Die 94. Person bleibt indes ein Geheimnis, denn von ihr ist nur der Hut auszumachen. Sie wurde deshalb auch erst vor wenigen Jahren entdeckt, so dass ältere Reiseführer noch von 93 Personen ausgehen. Anlässlich der 800-Jahr-Feier Dresdens wurde der Fürstenzug vom Rochlitzer Verein "Der Fürstenzug zu Dresden e. V." unvergesslich als  --> "Lebendiger Fürstenzug" gestaltet.
Eine Vielzahl von Legenden und Geschichten ranken sich um die dargestellten Personen. So zertritt zum Beispiel das Pferd Augusts des Starken eine Rose - ein Versehen? Oder wird hier auf Augusts Übertritt zum Katholizismus angespielt? Oder auf eine seiner zahlreichen Mätressen? Und wie war das das doch gleich mit der Leipziger Teilung? Die beiden Brüder Ernst und Albrecht sollten doch gemeinsam herrschen - auf dem Bild hält ihr Vater ja noch die beiden Hände seiner Söhne und mahnt die Einheit an. Hat aber nix genutzt. Ach ja, die beiden wurden doch als Kinder vom Ritter Kunz von Kaufungen entführt. Und wie hieß doch gleich der Köhler, der mit seinem Schürbaum dem Ritter einen ordentlichen Schlag versetzte, so dass der "Prinzenräuber" vom Pferd purzelte und gefangengenommen werden konnte? Zum Dank dafür ist der Köhler ebenfalls auf dem Bild verewigt ... Und wo ist das Wettiner enfant terrible? Albrecht der Entartete? Der hat doch als Landgraf von Thüringen hemmungslos seine Ländereien verkauft um in Saus und Braus leben zu können. Sein Beiname "der Entartete" wird höflicherweise auf dem Wandbild verschwiegen ... Doch man kann ihn auf dem Wandbild leicht identifizieren: Ihm ist am Weg eine Distel beigegeben ...
Ein Herold führt den Zug an, den sie hier in seiner ganzen Länge betrachten können:
Foto: H. Brünig, 07.08.2011

Geschaffen wurde das Wandbild zunächst in Sgrafitto-Technik von Wilhelm Walther in den Jahren von 1872-1876. Für eine bessere Witterungsbeständigkeit erfolgte dann von 1904 bis 1907 die Ausführung mit Meißner Fliesen. Der Künstler Wilhelm Walther hat sich ebenfalls mit verewigt, er beschließt den Zug.
Informationen zu allen (!) dargestellten Personen (einschließlich der Herolde, Fahnenträger, Künstler, Wissenschaftler (auch den Namen des Köhlers!), usw. sowie zu ihren "lebendigen" Pendants) finden sie auf der äußerst informativen Webseite des "Lebendigen Fürstenzuges" hier: https://lebendigerfuerstenzug.de/fuerstenzug


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