Extras: Kunstwerke, Figuren und Reliefs in aller Welt: Glaskunst in Magdeburg

Die Uhlig-Fenster der Johanniskirche in Magdeburg


Fünfmal aufgebaut


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Ruine der Johanniskirche, um 1972
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Wieder aufgebaut!
"Das Gotteshaus St. Johannis steht für rund 1000 Jahre wechselvolle Geschichte Magdeburgs.
Fünfmal zerstört und fünfmal wieder aufgebaut, stieg die älteste Rats- und Pfarrkirche zum Symbol des Lebenswillens ihrer Bürgerschaft auf.
Im steten Rhythmus mussten für das Fortbestehen von jeher umfangreiche Spenden gesammelt werden. Eindrucksvoll standhaft wandelte so das Bauwerk mit der Zeit im Zentrum der Stadt sein Aussehen. Heute wird die zweitgrößte Kirche Magdeburgs als Kulturhaus für Konzerte, Ausstellungen, Tagungen, Ehrungen und kirchliche Veranstaltungen genutzt."(*)

*) Die vorstehenden Zeilen und die folgenden kursiven Texte wurden 2019 den Informationstafeln (s. u.) des Kuratoriums für den Wiederaufbau der Johanniskirche im Innern der Kirche entnommen.


Die Botschaft der Fenster


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Johanniskirche innen, 2013
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Johanniskirche
innen, ca. 1980
"Bereits zu Beginn der Idee war klar, dass Außergewöhnliches entstehen muss, um der Bedeutung des Ortes gerecht zu werden: Als Ausgangspunkt der Reformation durch die Predigt Martin Luthers am 26. Juni 1524 steht die Kirche unweigerlich für Erneuerung und Veränderung. Dem Prinzip des steten Wiederaufbaus folgend, muss unter Beachtung der Historie eine moderne, zeitgemäße Gestaltung zum Tragen kommen. Ein Exklusivwettbewerb wurde ausgelobt."

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Johanniskirche innen, 2019

Inzwischen sind die neuen Fenster längst realisiert und zu einem festen Bestandteil der Kunstwerke Magdeburgs geworden. Entscheiden Sie am besten vor Ort selbst, ob und wie der auf den Informationstafeln formulierte hohe künstlerische Anspruch verwirklicht wurde. Die Fotos hier geben den Raumeindruck nur ungenügend wieder.

"Der Entwurf für die Fenster der Johanniskirche basiert auf zwei für den Motivkreis des Künstlers Max Uhlig grundlegenden und in seinen Werken immer wiederkehrenden Themen: Vegetation und Landschaft, die in stark abstrahierter Form in den Fenstern des Chors und der Südseite erscheinen werden. Die Motive geben dem Inneren der Kirche eine Aufenthaltsqualität und atmosphärisch-ideelle Substanz, die ihm gegenwärtig noch fehlt."

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"Die entwickelte Konzeption stellt eine farbig zurückhaltende Gestaltung des Chors einer farbintensiven Gestaltung an der Südwand gegenüber. In den Chorfenstern ranken und klettern figurative Weinstöcke als Grisaillen (von franz. gris = grau, Glasmalerei, die ausschließlich in Grau, Weiß und Schwarz ausgeführt ist) die Fenster nach oben. In den lichterfüllten Fenstern der Südseite entfaltet sich die vielfältige, fesselnde Landschaft in Feuer- und Erdtönen über alle Fenster der Südseite hinfort."

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"Eine besondere Faszination übt der Entwurf dadurch aus, dass der Betrachter die abstrahierten Naturmotive neu deuten kann. So kann man in den intensiven, feurigen Farben der Landschaft auch die Flammen sehen, die Magdeburg in der Vergangenheit mehrmals zerstört haben. In gleicher Weise stehen die stilisierten, in die Höhe wachsenden Weinstöcke als Symbol des Lebens.

Der Betrachter ist eingeladen zu einer eigenen freien Deutung.
Entwickeln Sie mit ihrer individuellen Wahrnehmung und ihrer subjektiven Empfindung immer neue Bilder im immer neuen Licht zu immer neuen Anlässen! Erleben Sie Entstehen und Vergehen. Spüren Sie den Ort!"

Die Fenster der Südseite
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Jedes Glasfeld ist ein Original.

"Auch den letzten Akt im Schaffensprozess übernimmt Max Uhlig weitestgehend selbst. In mehreren Schritten und vielen Varianten erarbeitete der Künstler die Entwürfe. Bereits in der Entwurfsphase hat der Künstler eng mit dem auf Glasmalerei spezialisierten Unternehmen DERIX GLASSTUDIOS GmbH & Co.KG in Taunusstein zusammengearbeitet und sich hinsichtlich der Übertragung seiner Kunst in das Medium Glas beraten lassen. Die weitreichende handwerkliche Fertigkeit einer Werkstatt wie DERIX beeinflusst entscheidend die Wirkung der Fenster."

"Die von Max Uhlig und DERIX fein abgestimmte Umsetzung malerischer Werte auf das Glas, wie Eigenheiten der Strichwirkung des Pinsels oder Farbwirkung, ist eine Angelegenheit eigenen technischen Könnens.

Für die Arbeit am ersten Fenster für die Südwand trägt der Künstler auf "Antikglas" mit rotem Überfang (eingefärbtes, handwerklich hergestelltes und mundgeblasenes Glas das vor allem in der Glaskunst verwendet wird) 6 Farbtöne auf zahllose kleine Einzelscheiben (auf), die dann gebrannt werden. Die einzelnen Glasstücke werden hierzu auf einer großen Arbeitsfläche fixiert, wobei jedes Fragment vorab entsprechend dem Verlauf des eigens für die Umsetzung in das Glas geschaffenen Fügungsschemas zurechgeschnitten wurde. Mittels Bleiverbindung werden die Einzelstücke zu etwa 60 mal 90 cm großen Scheiben vereinigt. 41 dieser Scheiben inklusive Maßwerk füllen das Langhausfenster. Das Bild der Landschaft baut sich über alle 6 Fenster der Südseite auf.

Die Herstellung der Chorfenster erfolgt in matt schimmerndem weiß-opakem Antikglas. Auch hier werden nach eigens für die Umsetzung in Glas angefertigten "Schnittmusters" einzelne Elemente zu Feldern vereint, welche in der Gesamtheit ein Fenster füllen. In Summe entsteht in jedem der 7 Fenster des Chors das Motiv des Rebstocks.

Uhligs Werk wird von innen vor die bereits vorhandenen, farblosen Fenster gesetzt und erfährt so Schutz vor Witterungseinflüssen und Verunreinigung."

Max Uhlig und das Kuratorium für den Wiederaufbau der Johanniskirche

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"Die Werke von Max Uhlig sind in zahlreichen öffentlichen Sammlungen und Museen in Deutschland und international in Basel, London, Paris und New York vertreten. Uhligs künstlerisches Schaffen wird von zahlreichen Auszeichnungen und Preisen begleitet. (...)
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Das Kuratorium, 1991 gegründet, setzt sich für den Wiederaufbau der Johanniskirche in Magdeburg ein. Eingeschlossen sind dabei alle Aktivitäten zur Erhöhung der Attraktivität und der touristischen Erschließung dieses Bauwerkes. Das Kuratorium ist ein ehrenamtlich und gemeinnützig arbeitendes Gremium. Die Mitglieder sind interessierte Magdeburger Bürger und ehemalige Magdeburger aus ganz Deutschland. Über die feierliche Einweihung 1999 zum Wiederaufbau der Johanniskirche hinaus, sorgten die Mitglieder des Kuratoriums etwa für die Erneuerung des Südturmes als auch des Glockengeläutes.
Als Abschluss des Wiederaufbaus der Johanniskirche widmet sich das Kuratorium aktuell der künstlerischen Gestaltung der großen gotischen Fenster. (...)"
Textqelle (kusiv): Informationstafeln des Kuratoriums für den Wiederaufbau der Johanniskirche im Innern der Kirche, 2019

Details der Uhlig-Fenster
Bild "MD_Johannis_Glas4_03.jpg"Bild "MD_Johannis_Glas4_05.jpg"Bild "MD_Johannis_Glas4_06.jpg"Bild "MD_Johannis_Glas4_07.jpg"Bild "MD_Johannis_Glas4_04.jpg"

Die zusammenhängende Neugestaltung der insgesamt 14 Fenster der Johanniskirche in Magdeburg gilt mit ihren ca. 350 m² Fläche als eines der größten neuzeitlichen Werke der Glasmalerei dieser Art.

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*) Informationstafeln in der Kirche zum Fensterprojekt, 2019

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zur katholischen Universitätskirche St. Petri