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Extras: Kunstwerke, Figuren und Reliefs in aller Welt: Glasmalerei
Magdeburg, St. Sebastian
Die St.-Sebastian-Kirche ist eine Station auf der Straße der Romanik und im Stadtbild Magdeburgs nicht zu übersehen: Vom Breiten Weg hat man freien Blick auf Chor, Langhaus und Türme. Und bei der Neubebauung der Westseite des Domplatzes wurde erfreulicherweise auch der Durchblick vom Domplatz auf die Kirche freigehalten. Über die lange Geschichte des Bauwerks informiert eine Tafel an der Kirche:
Informationstafel: Katholische Bischofskirche St. Sebastian
Hans-Joachim Mrusek schreibt zu St. Sebastian: "Die wuchtig-geschlossene Doppelturmfassade, das Querhaus und der Grundriss selbst lassen eindeutig die Gestalt einer kreuzförmigen dreischiffigen Basilika, die um 1150 erbaut sein dürfte, erkennen. Die Chorpartie wird aus Chorquadrat, Hauptapsis und zwei Nebenapsiden bestanden haben. Auch in den gotischen Teilen haben sich in Gesamt-, Mittelschiffs und Seitenschiffsbreite (2:1) sowie Langhauslänge die vom Vierungsquadrat bestimmten Maße des sogenannten gebundenen Systems des hochromanischen Vorgängerbaus erhalten. Lediglich der hochgotische Chor ist stark verlängert und auch verbreitert worden. (...)
Diese hochromanische Basilika aus der Mitte des 12. Jahrhunderts war - wie in Sachsen üblich - flach gedeckt. Im Westen legt sich dem Langhaus in voller Breite das mächtige Bruchsteinmassiv der Doppelturmfront vor." (1)
Diese hochromanische Basilika aus der Mitte des 12. Jahrhunderts war - wie in Sachsen üblich - flach gedeckt. Im Westen legt sich dem Langhaus in voller Breite das mächtige Bruchsteinmassiv der Doppelturmfront vor." (1)
Obwohl also die ursprünglich romanische Basilika Ende des 15. Jahrhunderts zu einer gotischen Hallenkirche umgebaut, eingewölbt und später noch mehrfach verändert wurde, bleibt hier doch ein besonderes Raumerlebnis erhalten. Nicht zuletzt tragen auch die von Alois Plum (1935-2024) entworfenen und über einen langen Zeitraum (ca. 1985-1995) realisierten phantastischen Buntglasfenster das ihrige bei.
Schauen wir uns die Fenster im Chor etwas näher an!
Das linke Chorfenster (Chor Nord II)
Dargestellt werden Szenen aus dem Alten Testament. In der Leserichtung von oben nach unten sehen wir:
11, 10, 9: die Schöpfung (die Hand Gottes), Sterne und Mond, Pflanzen und Vögel
8 : die Vertreibung von Adam und Eva, die Schlange am Baum der Erkenntnis, Kain und Abel
7 : die Arche Noah, die Tiere und Noah mit seinen Söhnen (und Regenbogen)
6 : drei Engel vor Abraham, Abrahams Frau Sara (sie lauscht!)
5 : Jakob ringt mit Gott, Jakob erschleicht den Segen, Jakob träumt von der Himmelsleiter
4 : der brennende Dornbusch
3,2,1 : Moses mit Manna, Moses schlägt Wasser aus dem Felsen, Moses präsentiert die Gesetzestafeln
Das rechte Chorfenster (Chor Süd II)
Dargestellt werden Szenen aus dem Leben von Jesus Christus. In der Leserichtung von oben nach unten sehen wir:
11 : Die Verkündigung, der Stern von Bethlehem, die Heimsuchung (Maria besucht Elisabeth)
10 : die Anbetung der Hirten, Jesu Geburt, Jesu Darbringung im Tempel
9 : die heiligen drei Könige, die Flucht nach Ägypten
8 : der bethlehemitische Kindermord, Johannes tauft Jesus im Jordan
7 : Jesu Wundertaten: Heilung eines Blinden, Aufweckung des Lazarus, Heilung eines Lahmen
6, 5: Fußwaschung, Fischfang, Gleichnis vom Sämann, Christus am Brunnen, Schlüsselübergabe an Petrus
4, 3: Christus beruhigt die See, Speisung der Fünftausend
2, 1: Christus geht über das Wasser und rettet Petrus vor dem Ertrinken, Einzug in Jerusalem
Das mittlere Chorfenster (Chor I)
Leserichtung von unten nach oben:
1-3: Das letzte Abendmahl, Christus im Kreis seiner Jünger
4 : Der Engel und die zwei Frauen am Grab Christi
5 : Die Auferstehung (mitte), der ungläubige Thomas, Christus trifft die beiden Jünger in Emmaus
6-8 : Der Baum des Lebens
9-12 : Das Himmlische Jerusalem mit den 12 Toren, das Lamm Gottes und die vier Evangelisten. Von hier geht der Strom des Lebens aus.
Die Offenbarung (Marienfenster), Heilige, kunstvolle Pfeiler und anderes
Als die Sebastiankirche im 15. Jahrhundert umgestaltet wurde, sollte wohl mit den verschiedenen Pfeilern im Inneren etwas Besonderes entstehen. Der Magdeburger Stadtbaurat Otto Peters (Amtszeit 1884-1920) berichtete über die Pfeiler und Säulen, welche die Gewölbe der Hallenkirche stützen, folgendes: "Die eigenartige Anordnung dieser Architekturteile weist auf eine bedeutsame Entwicklung der Steinmetzkunst hin, indem in kunstvollster Weise die Schäfte theils von rundem, theils vier-, theils achteckigem Grundriss reich und überall verschiedenartig gegliedert sind, mit ausgehöhlten Seitenflächen und mit vor den Ecken liegenden profilierten, meist schnurartig gewundenen Stäben, die senkrecht, sogar in schraubenförmigen Windungen bis zum Bogenkämpfer hinaufsteigen. (...)
Die Häufung von Schwierigkeiten der technischen Ausführung (macht) den Eindruck, als ob der Steinmetz oder Baukünstler hätte zeigen wollen, wie spielend er mit ihrer Lösung umzugehen verstände." (nach /2/)
Ebenso virtuos und mit spielerischem Können ging der Glaskünstler Alois Plum mit den gotischen Fenstern der Kirche um. Die Fenster sind teilweise 12 m hoch und ca. 2,5 m breit. Alois Plum hat in ihnen die traditionellen Bilder der Heilsbotschaften mit kräftigen und reich differenzierten Farbtönen in rot, blau, grün, gelb und braun kontinuierlich und modern umgesetzt. Auch das Marienfenster an der Ostseite des südlichen Seitenschiffes macht da keine Ausnahme: Das kompositorisch und farblich zweigeteilte Fenster nimmt Bezug auf die "Offenbarung des Johannes" am Ende der Zeiten. In der oberen Hälfte sehen wir eine alles überstrahlende Madonna im Sternenmantel, umgeben von vier Wesen (Engeln). Die untere Hälfte dagegen wird (noch) beherrscht vom Chaos - doch alles stürzt in sich zusammen und das Böse mit seiner dämonischen Fratze wird endgültig besiegt werden...
In anderen Fenstern werden fromme Männer und Frauen der Kirche vorgestellt. Hier eine Auswahl:
Ebenso virtuos und mit spielerischem Können ging der Glaskünstler Alois Plum mit den gotischen Fenstern der Kirche um. Die Fenster sind teilweise 12 m hoch und ca. 2,5 m breit. Alois Plum hat in ihnen die traditionellen Bilder der Heilsbotschaften mit kräftigen und reich differenzierten Farbtönen in rot, blau, grün, gelb und braun kontinuierlich und modern umgesetzt. Auch das Marienfenster an der Ostseite des südlichen Seitenschiffes macht da keine Ausnahme: Das kompositorisch und farblich zweigeteilte Fenster nimmt Bezug auf die "Offenbarung des Johannes" am Ende der Zeiten. In der oberen Hälfte sehen wir eine alles überstrahlende Madonna im Sternenmantel, umgeben von vier Wesen (Engeln). Die untere Hälfte dagegen wird (noch) beherrscht vom Chaos - doch alles stürzt in sich zusammen und das Böse mit seiner dämonischen Fratze wird endgültig besiegt werden...
In anderen Fenstern werden fromme Männer und Frauen der Kirche vorgestellt. Hier eine Auswahl:
Das "Zeitfenster" im Kreuzgang
Im Kreuzgang der Kirche St. Sebastian wurde 2008 ein liegendes "Zeitfenster" eingebaut. Man kann daran entlangschreiten und die Geschichte der Personen des Magdeburger Domkapitels (Bischöfe, Administratoren, Kommissare u.a.) erleben. Das Fenster wurde von Maren-Magdalena Sorger gestaltet.
Die Gestaltung des Zeitfensters "möchte einerseits an die Architektur der Kirche anknüpfen und zugleich den Impuls der Gotik als persönlich sich ausstreckende geistliche Sehnsucht des Glaubenden bzw. Suchenden (...) aufgreifen. (...) Die fassbare Geschichte kann als Zeitlinie der Bischöfe bzw. Personen, die geistliche Vollmacht in Magdeburg hatten, im Längsbereich des Kreuzgangs über 16 Felder (...) nach verfolgt werden" (Flyer zum Fenster, hrsg. vom Domkapitel an St. Sebastian)
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Quellen u. Literatur
1) H.-J. Mrusek, Magdeburg, Seemann Verlag Leipzig, 1966
2) H.-J. Krenzke, Kirchen und Klöster zu Magdeburg, Hrsg. Stadtplanungsamt Magdeburg, Bd. 71/2000
Neu erschienen:
S. Ullrich, C. Heller, D. Pöschel, Malerei mit Licht und Glas, Baugebundene Glaskunst in und aus Magdeburg, Hrsg. Landeshauptstadt Magdeburg, Stadtplanungsamt; Dt. Kunstverlag 2024
1) H.-J. Mrusek, Magdeburg, Seemann Verlag Leipzig, 1966
2) H.-J. Krenzke, Kirchen und Klöster zu Magdeburg, Hrsg. Stadtplanungsamt Magdeburg, Bd. 71/2000
Neu erschienen:
S. Ullrich, C. Heller, D. Pöschel, Malerei mit Licht und Glas, Baugebundene Glaskunst in und aus Magdeburg, Hrsg. Landeshauptstadt Magdeburg, Stadtplanungsamt; Dt. Kunstverlag 2024
nach Magdeburg-Ottersleben zur Maria-Hilf-Kirche