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Frühchristliche Mosaiken in Rom
Mosaiken in der Kirche Santa Constanza
Es sind nur wenige Schritte von der Basilika Sant'Agnese fuori le Mura zur Kirche Santa Constanza. Beide Kirchen stehen über bzw. in unmittelbarer Nähe der Katakombe, in der die hl. Agnes bestattet wurde. Constanza (eigentlich Constantina), die Tochter Kaiser Konstantins, soll aus Verehrung für die hl. Agnes den Bau einer großen Umgangsbasilika veranlasst haben, von der noch Teile der Mauern vorhanden sind. Für sie selbst (und für ihre Schwester Helena?) wurde daneben ein Mausoleum, ein Rundbau, als Grablege errichtet.
Schon in der Spätantike wurde das Mausoleum als Baptisterium genutzt, Papst Alexander IV. weihte den Bau dann im Jahr 1254 als Kirche.
Im Innenraum bilden 12 Doppelsäulen einen Umgang, dessen Ringtonnengewölbe mit Mosaiken geschmückt wird. Auch die zentrale Kuppel war ursprünglich mit Mosaiken versehen, diese sind jedoch verloren.
Die farbenfrohen und detailreichen Mosaiken des Umgangsgewölbes entstanden im 4. Jahrhundert. Die Felder beinhalten dabei sowohl ausschließlich geometrische Motive als auch Planzenmotive, Blumen, Früchte, Vögel, Menschen, Putten, Schöpfkellen, Trinkgefäße u.v.a.m. und Szenen der Weinlese. Wir sehen, wie die Trauben geerntet werden, wir sehen ihren Transport und die Verarbeitung.
Christus als bartloser Jüngling!
Die Mosaiken sind hervorragende Beispiele einer frühchristlichen Kunst. Sie orientieren sich an römischen Fußboden- oder Wandmosaiken und stellen vordergründig profane Themen wie die Weinlese dar. Deshalb dachte man zeitweise sogar, dass es sich hier womöglich um einen Tempel des Bacchus gehandelt haben könnte. Doch aus Sicht des frühen Christentums kann man der Arbeit im Weinberg, dem Wein als das Blut Christi in der Eucharistie oder der Teilhabe an Früchten auch eine allegorische Bedeutung im Sinne einer Heilsthematik zukommen lassen. Den eindeutigen Bezug zum Christentum finden wir in den zwei berühmten Mosaiken der seitlichen Apsidennischen:
In der östlichen Apsidennische erscheint der jugendliche Christus den Aposteln Petrus und Paulus und übergibt das Gesetz (traditio legis). Christus wird hier als bartloser Jüngling mit langgewellten bis auf die Schultern reichenden Locken dargestellt. In seiner jugendlichen Schönheit gleicht er der antiken griechischen apollinischen Gottesvorstellung.
Wie anders dagegen ist die Darstellung in der gegenüberliegenden Apsis: Christus erscheint nach orientalischer Tradition als reifer bärtiger Mann. Er thront auf der Weltkugel und überreicht Petrus die zwei Schlüssel als Zeichen seiner Macht (traditio clavi).
Altar
Kopie des Sarkophags
Der Rundbau von Santa Constanza ist ein besonders schönes Beispiel spätantiker Baukunst. Ob die Tochter von Kaiser Konstantin tatsächlich einst hier begraben wurde, lässt sich wohl nicht mehr klären. Ihr prachtvoller Porphyr-Sarkophag jedenfalls befindet sich heute in den Vatikanischen Museen, der Sarkophag in Santa Constanza ist nur eine hölzerne Kopie. Das Original ist dagegen ein echtes Highlight, das man sich in den Vatikanischen Museen nicht entgehen lassen sollte!
Hier geht es jetzt nicht mit Mosaiken weiter, auch wenn die Beispiele zu den frühchristlichen Mosaiken irgendwann fortgesetzt werden. Bis es soweit ist:
auf Anfang: Figur und Relief