Hintergrundfarbe:
Wandbilder in der DDR - Glaskunstfenster
Wie immer gilt: Die Auswahl ist keine Wertung, absolut zufällig und überhaupt nicht vollständig...
Glaskunstfenster
In Magdeburg
Betonglasfenster (Detail) in d.
Mensa der OvGU Magdeburg
Seit jeher faszinieren die leuchtenden, bunten Bleiglasfenster der mittelalterlichen Sakralräume. In den 1930er Jahren erfand Jean Gaudin (1879-1954) ein spezielles "Dickglas" (Dallglas), das mit seinen gebrochenen Flächen und kräftigen Einfärbungen neuartige Lichteffekte hervorbrachte. Die farbigen Einzelstücke können ebenfalls zu "Bildern" zusammengesetzt und anschließend mit Beton vergossen werden. Auf diese Weise lassen sich großformatige und beeindruckende "Lichtwände" realisieren. Davon zeugen vor allem moderne Kirchenräume. In der DDR wurden darüber hinaus gern die großen Treppenhäuser öffentlicher Einrichtungen mit "leuchtenden Wänden" sowohl als Bleiglas- oder auch als Betonglasfenster versehen. Eine wichtige Rolle in der Glaskunst spielte dabei das 1954 gegründete Künstlerkollektiv "Glasgestaltung Magdeburg", das bis etwa 2000 bestand. Ihr bekannteste Objekt war die "Gläserne Blume" im ehemaligen Palast der Republik. Leider sind nach 1990 viele der Glaskunstwerke bei Abriss-, Umbau- oder Modernisierungsmaßnahmen verloren gegangen. Manche sind jedoch vor Ort erhalten, bekamen den Denkmalstatus oder wurden umgesetzt und so gerettet.
Eisenhüttenstadt
Ein solches umgesetztes und gerettetes Glaskunstfenster befindet sich im Eingangsbereich des Rathauses von Eisenhüttenstadt. Das Fenster entstand 1966 nach einem Entwurf von Otto Schutzmeister (1920-1985) und befand sich ursprünglich in der Schule VII. Das Gebäude wurde abgerissen, doch das Bleiglasfenster wurde erhalten, restauriert und kann seit 2019 wieder angeschaut werden.
Da es sich um eine Schule handelte, sind die dargestellten Motive auf den schulischen Alltag und das Lernen bezogen. Naturwissenschaftlicher Unterricht steht neben "UTP" - dem praktischen "Unterrichtstag in der Produktion" - ebenso wie Sport und musische Erziehung. Bekrönt werden die Szenen von einem Friedenssymbol: Weiße Tauben fliegen der Sonne entgegen...
Da es sich um eine Schule handelte, sind die dargestellten Motive auf den schulischen Alltag und das Lernen bezogen. Naturwissenschaftlicher Unterricht steht neben "UTP" - dem praktischen "Unterrichtstag in der Produktion" - ebenso wie Sport und musische Erziehung. Bekrönt werden die Szenen von einem Friedenssymbol: Weiße Tauben fliegen der Sonne entgegen...
Magdeburg
Ein ebenfalls gerettetes und versetztes Fenster findet man jetzt im Durchgang der Leiterstraße zur Prälatenstraße in Magdeburg (neben der Jugendherberge). Das Glasbetonfenster mit dem anspruchsvollen Titel "Jugend aller Nationen" wurde 1983/84 von Dietmar Witteborn für das damalige Jugendtouristhotel (heute Jugendherberge) entworfen.
Einst in Magdeburg...
Bildquelle: aus (*), s. u.
Anderes ist verloren oder verschollen: Die im Volksmund bekannte "Centrumslaterne" (auch "Centrumsfunzel" genannt) neben dem ehemaligen Centrum-Warenhaus (heute Galeria (-Karstadt-Kaufhof) in Magdeburg wurde in den 1990er Jahren abgerissen. Wo die Betonglaselemente verblieben sind, ist (mir) nicht bekannt. Vergleicht man aber die nebenstehenden Abbildungen, so kann man sich wenigstens von einem Element einen Eindruck verschaffen: Der Treppenaufgang zur Berufsbildenden Schule "Eike von Repgow" Wirtschaft und Verwaltung in der Albert-Vater-Straße Magdeburg wird von einem Arbeiterbild begleitet. Wie ersichtlich, gab es das gleiche Motiv an der "Laterne".
Und so hieß ja der von Reginald Richter 1972/73 geschaffene Betonglaszyklus der "Laterne" neben dem Centrum-Warenhaus in Wirklichkeit auch "Das Lied der Arbeit".
(*) R. Richter, Glasgestaltung Magdeburg - Versuch einer Bilanz, hrsgeg. vom Stadtplanungsamt Magdeburg, Schriftenreihe des Stadtplanungsamtes Magdeburg, Heft 92, 2002
Nachfolgend noch zwei weitere Beispiele zu Glaskunstfenstern in Magdeburg:
Treppenhaus im Hotel Ratswaage
Im Nebentreppenhaus des Hotels Ratswaage (ehemals Gewerkschaftshaus) findet sich ein besonderer Schatz: Über mehrere Etagen erstreckt sich ein Glaskunstbild und belichtet die dahinterliegenden Einrichtungen. Das Kunstwerk wurde 1959 im Auftrag des Rates der Stadt von Walter Bischof anlässlich des 10. Jahrestages der Gründung der DDR geschaffen. Das Bild steht seit 2018 unter Denkmalsschutz.
Was wird dargestellt? Es sind die Errungenschaften der DDR bzw. das, was dafür angesehen wurde: Wir sehen einen Mähdrescher und den ersten im Traktorenwerk Schönebeck hergestellten Traktor; wir sehen Silos im Hintergrund und die Wohnbauten der Wilhelm-Pieck-Alle (heute Ernst-Reuter-Alle); wir sehen ein Flugzeug, eine Rakete, Fahnen von (damals) befreundeten sozialistischen Ländern und natürlich eine Sonne und eine Friedenstaube.
Was wird dargestellt? Es sind die Errungenschaften der DDR bzw. das, was dafür angesehen wurde: Wir sehen einen Mähdrescher und den ersten im Traktorenwerk Schönebeck hergestellten Traktor; wir sehen Silos im Hintergrund und die Wohnbauten der Wilhelm-Pieck-Alle (heute Ernst-Reuter-Alle); wir sehen ein Flugzeug, eine Rakete, Fahnen von (damals) befreundeten sozialistischen Ländern und natürlich eine Sonne und eine Friedenstaube.
Was fällt auf? Beim 10. Jahrestag der Gründung der DDR ist die DDR-Fahne ist nicht zu sehen... Sie wurde offensichtlich bei der Restaurierung durch die bundesdeutsche Fahne ersetzt.
Leider ist das Treppenhaus nicht öffentlich zugänglich.
Leider ist das Treppenhaus nicht öffentlich zugänglich.
Treppenhaus der Mensa der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Das über drei Etagen große Betonglasfenster im Treppenhaus der neuen Mensa trägt den Titel "Natur und Technik". 2006 wurde das sanierte Gebäude der Nutzung übergeben. Schmückten die Fenster ursprünglich die alte Mensa? Wahrscheinlich. Im Architekturführer Magdeburg (1) wird unter Punkt 59.2 angegeben: Mensa, 1977 (gemeint ist die alte Mensa - hb), Bildkünstlerische Gestaltung: Glasfenster von M. Hamann, 1983. (...) Marga und Oskar Hamann gehörten damals zum Künstlerkollektiv "Glasgestaltung Magdeburg". Vermutlich haben beide an den Fenstern gearbeitet.
Einen besonders schönen Anblick von außen bietet das Fenster der Mensa in den Abendstunden, wenn es auf den kleinen Vorplatz hinausleuchtet.
Mehr zu Glaskunstfenstern und zur Glasmalerei (auch zu Betonglasfenstern in Magdeburg und anderswo) finden Sie bald auf --> diesen Seiten.
Mehr zu Glaskunstfenstern und zur Glasmalerei (auch zu Betonglasfenstern in Magdeburg und anderswo) finden Sie bald auf --> diesen Seiten.
---------
(1) Architekturführer Magdeburg, 1. Aufl., Verlag für Bauwesen, Berlin, München, 1992
zu Bronzetüren
oder
zur Übersicht Wandbilder in der DDR