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Wandbilder in der DDR - Teil 4
Wie immer gilt: Die Auswahl ist keine Wertung, absolut zufällig und überhaupt nicht vollständig...
Wandbilder in Eisenhüttenstadt
Eisenhüttenstadt ist die erste sozialistische Stadt der DDR. Sie wurde als "Planstadt" für das ab 1950 neu entstehende Eisenhüttenkombinat Ost am Oder-Spree-Kanal westlich des alten Fürstenberg erbaut. Unter sozialistischen Bedingungen wurde versucht, den seit der Renaissancezeit immer wieder versuchten Anspruch auf die ideale Stadt zu verwirklichen. Heute präsentiert sich Eisenhüttenstadt als Flächendenkmal mit großzügigen Grünanlagen und zahlreichen Kunstwerken in den Wohnquartieren. Am besten lassen sich die vielen künstlerischen Arbeiten in der der neuen Stadt - Wandbilder, Mosaike, Plastiken, Skulpturen oder Brunnen - zu Fuß entdecken. Also los - schauen wir uns ein paar Wandbilder genauer an!
Im Zentrum: "Arbeit für den Frieden"
auch: "Produktion im Frieden"Walter Womacka (1925-2010) schuf dieses gewaltige Mosaik am ehemaligen Kaufhaus Magnet (heute Lindenzentrum). Womacka wurde mit dem in die Straße hineinwirkenden Wandbild anlässlich der Namensgebung bzw. Umbenennung der Stadt in Eisenhüttenstadt beauftragt. Das Bild wurde 1964/1965 angebracht und ersetzte die vorhergehende Putzarbeit "Hüttenwerker" von Johannes Hansky.
Zwei weitere Wandbilder entdecken wir im Wohnkomplex I, Alte Ladenstraße:
"Familienfreude"
Das etwa 4,5 m x 6 m große Wandbild besteht aus Porzellankacheln. Das Bild zeigt eine Familienidylle: Glückliche Kinder, auf dem Tisch ein Buch, Obst und Blumen, eine Katze, die sich anschmiegt, und über allem strahlt die Sonne. Die Friedenstaube ist auch vorhanden. Geschaffen hat das Bild der Künstler Eduard Gerhard Clauß (1906-1966). Clauß war gelernter Porzellanmaler, über 100 baugebundene Kunstwerke (in Außen- und Innenräumen des ganzen Landes) tragen seine Handschrift.
"Sozialistisches Leben"
Das zweite Porzellanwandbild von Eduard Gerhard Clauß zeigt die Idealvorstellung vom sozialistischen Leben und Arbeiten. Wir sehen den Hüttenwerker, die gemeinsame Planung, die gemeinsame Demonstration, eine Mainelke und einen mit Obst und Gemüse prall gefüllten Korb. Die Friedenstaube fehlt hier natürlich ebenfalls nicht.
"Unser neues Leben" - auch: "Völkerfreundschaft" im Foyer des Rathauses
Rathaus Eisenhüttenstadt
Das Rathaus in Eisenhüttenstadt wurde nach Entwürfen von H. Wunderlich 1954-1958 als Haus der Parteien und Massenorganisationen errichtet. Es verfügt über eine hochwertige Ausstattung mit Foyer, Kantine, Festsaal und repräsentativen Beratungsräumen. Im Galeriegeschoss des Foyers nimmt ein Mosaik von Walter Womacka die gesamte Wand ein. So kann man es auf der Tafel vor dem heutigen Rathaus lesen. Und tatsächlich wird man von der gediegenen Atmosphäre des Foyers überrascht:
Für das aus etwa 23000 Steinchen bestehende Wandmosaik findet man mehrere Titel, "Völkerfreundschaft" ist der eine.
Womacka hat in seinem Wandbild eine Vielzahl von Motiven aufgegriffen, darunter auch die Freundschaft der Völker als einen Teil des Neuen Lebens. Und so finden sich unter den Bildmotiven der Neuaufbau der Stadt ebenso wie Arbeitswelten, Lernen oder Freizeitgestaltung. Glückliche Kinder und Friedenstauben als Symbole für den Anspruch auf eine im Sozialismus realisierte friedliche Welt sind ebenso vorhanden. Da ist der Titel "Unser Neues Leben" wohl besser gerechtfertigt. Doch eigentlich ist der Titel egal - denn dargestellt wird eine Utopie. Nehmen wir uns die Zeit zum Träumen, schauen wir genauer hin und erfreuen uns an den Details.
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