Die Klugen und die Törichten Jungfrauen in Magdeburg

Der Magdeburger Dom, der erste gotische Dom auf deutschem Boden, ist ein herausragendes sakrales Baudenkmal. Ein Großteil der künstlerischen Ausgestaltung mit figuralem Schmuck stammt aus der ersten großen Bauphase des Domes bis etwa 1250. Vor allem diese Skulpturen spiegeln neben dem neuen architektonischen Konzept den "Aufbruch in die Gotik" wider (1).
Am nördlichen Querhaus des Magdeburger Domes  befindet sich die sogenannte Paradiesvorhalle mit dem Jungfrauenportal. Die Figuren der Klugen und Törichten Jungfrauen stammen aus der Zeit um 1240/50 und gelten als Meisterwerke der mittelalterlichen Bildhauerkunst.

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Jungfrauenportal in der Paradiesvorhalle

Die Skulpturen bestehen aus Sandstein und sind etwa 120-130 cm groß. Sie waren ursprünglich nicht für diesen Standort vorgesehen, denn sie sind vollplastisch ausgearbeit. Vielleicht wurden sie als Säulenfiguren für ein großes Gewändeportal geschaffen oder sollten als wandverbundene Freifiguren am Lettner stehen. Weder der ursprüngliche Aufstellungsort, noch wer ihr Meister war, sind bekannt.

Die Geschichte um die Klugen und die Törichten Jungfrauen gehört in den Themenkreis des Weltgerichts. Doch hier in Magdeburg wird das Geschehen um Erlösung und Verdammnis in einer eigenständigen Darstellung erstmalig und ungeheuer dramatisch vor Augen geführt.
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Kluge Jungfrauen
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Törichte Jungfrauen
Der geniale Bildhauer bringt bei seinen schlanken Mädchenfiguren die elementaren Gefühle der Freude und des Schmerzes in so hoher Expressivität zum Ausdruck, dass sich der mittelalterliche Betrachter mit seinen eigenen Ängsten vor dem Weltgericht unmittelbar konfrontiert sah.

Die Mädchenkörper (der Klugen Jungfrauen) sind einerseits durchbebt von Freude in all ihren Schattierungen - von still verhaltener bis hin zu triumphierender, sich nach außen Bahn brechender Freude - andererseits erschüttern die Törichten Jungfrauen durch die Intensität ihres Gefühlsausbruchs, durch ihren tiefen menschlichen Schmerz mit dem sie entsetzt ihre Öllampen nach unten sinken lassen, durch ihr lautes Jammern und Klagen, durch ein sich verzweifeltes an den Kopf schlagen, aber auch durch stilles Nachsinnen über dieses endgültige "Zu spät" der ewigen Verdammnis.

Die 5 Klugen Jungfrauen
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Die 5 Törichten Jungfrauen
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Alle zehn Magdeburger Jungfrauen sind als modisch gekleidete und elegante junge Mädchen/Frauen gestaltet. Sie haben gleiche Gestalt und gleiche Tracht, auch die Gewandbehandlung folgt dem gleichen Prinzip: Die weiten Gewänder sind in der Taille gegürtet, die Faltenbahnen fallen lang zu Boden und stauen sich über den Füßen. Nur zart bilden sich die Mädchenkörper unter den Gewändern ab. Die Gewänder werden durch Gewandfibeln und Schnallen zusammengehalten, die klugen Jungfauen sind besonders reich mit Schmuck ausgestattet. (Bei den archäologischen Grabungen in Magdeburg wurde übrigens eine Gewandfibel gefunden, die exakt einer Fibel entspricht, wie sie eine der Jungfrauen am Hals trägt.) Mit den faltenreichen, weiten Gewändern und ausladenden Gesten sind die Magdeburger Figuren aus der bis dahin vorherrschenden Blockhaftigkeit der Bauplastik befreit, was sie kunsthistorisch besonders bedeutsam werden lässt. Mit ihren spannungsgeladenen Gewändern, aber mehr noch durch die expressive Gefühlsdarstellung mit der in der Gegenüberstellung ungeheuren Wucht der Veranschaulichung von ewiger Seeligkeit und ewiger Verdammnis gehören die Figuren der Klugen und Törichten Jungfrauen zu einem der wertvollsten Schätze mittelalterlicher Skulptur.

Die Klugen Jungfrauen
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Die Klugen Jungfrauen hatten sich gründlich vorbereitet - sie hatten ihre Öllampen aufgefüllt und waren vorbereitet, die Ankunft ihres himmlischen Bräutigams jederzeit zu erwarten. Als er sie schließlich ruft, sind sie bereit und werden so in das Paradies eingelassen. Anders die Törichten - sie hatten ihre Zeit vertan und die Lampen vergessen aufzufüllen. Als die Zeit heran ist, finden sie den rechten Weg nicht, kommen zu spät und werden nicht eingelassen. "ZU SPÄT!" Es gibt keine zweite Chance! Unendliche Freude auf der einen und schiere Verzweiflung auf der anderen Seite stehen uns hier vor Augen.

Die Törichten Jungfrauen
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Die Figuren der Klugen und Törichten Jungfrauen waren ursprünglich farbig gefasst, die Haare zum Beispiel leuchtend gelb, manche auch braun, die Schmuckelemente wie Haarbänder und Gürtel waren blattvergoldet, die Gewänder, sofern nicht ebenfalls vergoldet, boten in den verschiedensten Lokaltönen und mit ihrer Ornamentierung einen prächtigen Anblick.


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"Schauen Sie bitte auch auf der Extra-Seite  --> hier  vorbei: Es gibt von mir und meinen Gefährtinnen noch weitere (Portrait-) Fotos ... Der Besuch lohnt sich!"


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Die Figuren wurden in einer über mehrere Jahre gehenden Aktion umfangreich gesäubert und restauriert, dabei konnten auch neue Erkenntnisse über ihre einstige Farbwirkung gewonnen werden. Die Restauratoren Thomas Groll und Claudia Böttcher geben in ihrer Veröffentlichung (*) darüber Auskunft.
(*) Thomas Groll und Claudia Böttcher. Die Restaurierung der Skulpturen der Klugen und Törichten Jungfrauen am Magdeburger Dom, In: Jahrbuch der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt 2006/2007. Jg. 5. Wettin, 2008.

Den vollständigen Artikel über die Restaurierung (im pdf-Format) finden Sie  --> hier   (externer Download von der Webseite Claudia Böttcher, ca. 2 MB).



Die Klugen und die Törichten Jungfrauen in der Paradiesvorhalle des Magdeburger Domes haben übrigens noch "kleinere Schwestern" ... Diese findet man im Dom selbst - doch man muss schon sehr genau hinschauen. Vielleicht entdecken Sie sie ja bei Ihrem Besuch im Magdeburger Dom!

Die kleinen Jungfrauen ...
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...wie sich die Gewänder stauchen!


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zum Dom innen mit Kunstwerken aus verschiedenen Epochen


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(1) Aufbruch in die Gotik, Kurzführer durch die Landesausstellung Sachsen-Anhalt aus Anlass des 800. Domjubiläum 2009, Verlag Philipp von Zabern, Mainz und Kulturhistorisches Museum Magdeburg, 2009