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Türme in der Altmark und in den angrenzenden Gebieten:
Burgtürme in der Altmark


Bergfried in Salzwedel
Burgen in der Altmark? Das ist doch flaches Land? Na und, Burgen (bzw. deren Reste) gibt's trotzdem - zum Beispiel in
Salzwedel.
Die Salzwedeler Burg war der Ausgangspunkt für die Entwicklung der Stadt. Hier residierten einst die Markgrafen der Nordmark. Der Bergfried inmitten des Burggeländes wurde wahrscheinlich um 1200 gebaut und ist heute noch 24 Meter hoch.

Schon möglich, dass Karl der Große einst um 800 hier oder in der Nähe durch die Altmark zog - immerhin geht die kirchliche Zweiteilung der Region (der westliche Teil gehörte zum Bistum Verden, der östliche zum Bistum Halberstadt) auf diese frühe Zeit der Christianisierung zurück. Es ist auch denkbar, dass bereits im 9. Jahrhundert eine Burg zur Sicherung der alten Salzstraße von Magdeburg nach Lüneburg, die hier die sumpfige Jeetze-Niederung überquert, angelegt wurde. Im Schutze der Burg konnte sich dann im 12. Jahrhundert die 1112 erstmals erwähnte Kaufmannsiedlung (Saltwidele=Salzfurt) entwickeln. (1)
Die Anlage der Rundburg auf einem Hügel (Sumpfhorst) in der Jeetzeniederung ist noch gut erkennbar. Die innere Ringmauer mit einem Durchmesser von etwa 100 Meter war ursprünglich von einem Wassergraben umgeben, der von der Jeetze gespeist wurde. Davor befand sich eine weitere Ringmauer bzw. Wall, insgesamt hatte die Anlage einen Durchmesser von etwa 200 Meter; im Westen lag der ursprüngliche Zugang.

Detail am Turm
(Aborterker?)

Zeichnung: W. Braun (2)
Colorierung: hb
Außer wenigen Resten von Backsteinmauerwerk (u. a. von der Burggkapelle) blieb vor allem der gewaltige Burgturm erhalten, ein Backstein-Rundturm mit etwa 14 Meter Durchmesser und einer Wandstärke von 3,60 Meter. Der Turm war bis 1812 sogar noch 4 Meter höher. Der ursprüngliche Eingang befand sich in 12 Meter Höhe, der Raum darunter wird von einem Kuppelgewölbe überspannt. (1)
Wie könnte die Burg ausgesehen haben? Wolfgang Braun hilft unserer Phantasie auf den Weg und gibt uns in seiner Rekonstruktionszeichnung eine Vorstellung. (2)
Wie könnte die Burg ausgesehen haben? Wolfgang Braun hilft unserer Phantasie auf den Weg und gibt uns in seiner Rekonstruktionszeichnung eine Vorstellung. (2)
Apenburg
Nur wenige Kilometer in südlicher Richtung an der alten Straßenkreuzung Beetzendorf-Osterburg und Klötze-Salzwedel liegt Apenburg, wo bereits im 13. Jahrhundert (möglicherweise auch eher) eine Burg bestand. Die Burg wurde bei kriegerischen Handlungen im 14. Jahrhundert zerstört, doch kurze Zeit später an der heutigen Stelle wieder aufgebaut.

Zeichnung: W. Braun (2)
Colorierung: hb
Die im sumpfigen Gelände gelegene Burg war von einem Ringwall und Graben umgeben, die eigentliche Kernburg war rechteckig, bestand aus Toranlage, Bergfried und Wohngebäude (Palas) und wurde von etwa 6 Meter hohen Mauern geschützt. Wolfgang Braun hat auch von dieser Burg eine Rekonstruktionszeichnung angefertigt. Und wenn man ganz viel Glück hat und das Burgtor offen steht, dann kann man hier sogar bis heute Ritter (in der Hand den Hammer statt eines Schwerts ;-)) treffen und auf den Bergfried steigen...
Burgruine Beetzendorf


In Richtung Westen und unmittelbarer Nachbarschaft zu Apenburg liegt die Burgruine Beetzendorf. Sie wurde wahrscheinlich Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet und war seit 1345 der Stammsitz der Adelsfamilie von der Schulenburg, eines der bedeutendsten Adelsgeschlechter in der Mark. (Kleiner Nachtrag zur obigen Burg Apenburg: 1351 bekamen die Schulenburgs auch Apenburg als Lehen.)
Die ehemalige Niederungsburg Beetzendorf lag auf einem von der Jeetze vollständig umschlossenen Sumpfhorst. Sie ist seit 1642 Ruine, jedoch waren einzelne Gebäude bis 1760 bewohnt. Die einstige Rundburg war ursprünglich von zwei Wassergräben und einem Wall umgeben. Auch das Gelände der ausgedehnten Vorburg war von Wasser umgeben.

Zeichnung: Wolfgang Braun (2)
Colorierung: hb
Die Kernburg bestand teilweise aus Backstein mit Feldsteinsockel, von ihr haben sich nur die Ruinen der Toranlage, der mächtige Bergfried und Reste der Ringmauer erhalten. Der quadratische Bergfried aus dem 13. Jahrhundert wird als Wohnturm gedient haben. Er ist etwa 20 Meter hoch, die Seitenlängen betragen 8,60 m x 8,70 m. Von den fünf Geschossen ist das unterste tonnengewölbt, die darüberliegenden hatten Balkendecken. Der Hauptwohnraum befand sich im obersten Geschoss, dieses verfügte über Kamin, Aborterker und gekuppelte Fenster (1). Der Zugang zum Turm lag in vier Meter Höhe, an der Südseite (der Angriffseite) befanden sich Schießscharten. Das untere Burgverließ diente als Arrestlokal für Gefangene.


Die Kernburg war mit einer etwa 10 Meter hohen Ringmauer mit Wehrgang umgeben und mit den Wohngebäuden verbunden. Nach 1760 setzte der allmähliche Verfall ein. Da gab es schon einen Barockgarten, der im 19. Jahrhundert in einen englischen Park umgewandelt wurde. In dieser Zeit wurden die Reste der Toranlage romantisierend ergänzt (1883). Zum Glück für uns hat Wolfgang Braun auch für diese Burg eine fantasievolle Rekonstruktionszeichnung angefertigt (2).


Der Park wird seit 1972 geschützt. Zu Recht - denn in ihm finden wir ein absolutes Natur-Highlight: Eine Sumpfzypressen-Allee! Es ist (nördlich der Alpen) die bedeutendste dieser Art mit 50 ausgewachsenen Exemplaren, die teilweise über 150 Jahre alt sind. Ein Spaziergang zwischen den urwüchsigen Bäumen wird zu einem unvergesslichen Erlebnis. Initiiert hat diese einmalige Allee Graf Werner von der Schulenburg. Und was ist so Besonderes an diesen Bäumen außer ihrer Urwüchsigkeit? Sumpfzypressen haben "Atemwurzeln", die wie kleine Gnome aus dem Boden herausgucken. Unbedingt ansehen.
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Quellen, Literatur:
1) Dehio, Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Bezirk Magdeburg, Akademie-Verlag Berlin, 1974
2) Wolfgang Braun, Rekonstruktionszeichnungen von Burgen, Sachsen-Anhalt (www.burgrekonstruktion.de/rekonstruktionen/sachsen-anhalt/)
3) Infotafeln vor Ort
1) Dehio, Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Bezirk Magdeburg, Akademie-Verlag Berlin, 1974
2) Wolfgang Braun, Rekonstruktionszeichnungen von Burgen, Sachsen-Anhalt (www.burgrekonstruktion.de/rekonstruktionen/sachsen-anhalt/)
3) Infotafeln vor Ort

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